Die Basilika "Santa Maria Magiore"
Unterwegs in Rom (3)
Sie gehört zum "Pflichtstoff" für Pilger und Bildungsreisende in der Ewigen Stadt. Aber der Besuch der Kirche "Santa Maria Maggiore" auf dem Esquilin-Hügel ist zugleich wegen ihrer großartigen Kunstwerke ein Hochgenuss. Grund dafür ist vor allem das Meisterwerk von Jacopo Torriti aus dem 13. Jahrhundert, mit dem die Kunst der römischen "Mosaizisten" ihren Höhepunkt erreichte: In der Mitte der Apsis-Kuppel hat Torriti in einem Mosaik die Krönung Mariens durch Chris-tus dargestellt. Petrus, Paulus, mehrere Heilige, viele Engel sowie die beiden Stifter des Werkes und eine Uferlandschaft vervollständigen das Bild
Santa Maria Maggiore ist eine der vier Patriarchialbasiliken Roms und zugleich die älteste, größte Marienkirche der Tiberstadt. Über ihre Gründung berichtet die Legende: In einer Augustnacht des Jahres 352 sei dem reichen Patrizier Johannes und Papst Liberius die Gottesmutter erschienen und habe ihnen empfohlen, dort eine Kirche zu bauen, wo am nächsten Morgen - im August! - Schnee fallen werde. Das Wunder geschah, wodurch das kirchliche Fest Maria Schnee entstand. Und auf dem betreffenden Platz entstand im vierten (oder fünften?) Jahrhundert die Basilika
Sie hat im Lauf der Zeit manche Renovierung erfahren, aber im Inneren ihr typisch frühchristliches, feierlich-ehrwürdiges Gepräge behalten. 40 Marmor- und Granitsäulen trennen die drei Längsschiffe. Mosaikfelder beeindrucken ebenso wie der prächtige, von Mitgliedern der Familien der Cosmaten im Hochmittelalter geschaffene Fußboden oder die beispielslose, goldene Kasettendecke. Für diese Decke hat man um 1500 angeblich das erste, im neuentdeckten Amerika gefundene Gold verwendet
Überhaupt ranken sich um die Basilika viele Legenden und Anekdoten, bezogen etwa auf die Gründung, auf den hier bestatteten, angeblich schrecklich energischen Papst Sixtus V., der die Capella Sistina in der Kirche errichten ließ (mit der Lukas zugeschriebenen Madonna) oder auf den schwarzhäutigen Botschafter Antonio Funta, dessen Büste im Baptisterium steht. Funta reiste 1604 nach Rom ab, um die Entsendung von Missionaren zu erbitten, kam aber erst nach dreijähriger Odyssee an. Der Papst wollte ihm einen festlichen Empfang bereiten - doch einen Tag vorher starb der afrikanische Gast
Bernhard Hülsebusch / tdh
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Sonntag, 07.11.1999