Prälat Grande erzählt von früher
Bandtreffen
Schmiedeberg - Der Vater der Bandmusik im Bistum Dresden-Meißen, Prälat Dieter Grande (69), war Gast der Arbeitsgemeinschaft Junge Musik (AGJM) bei Bandtreffen im Winfriedhaus Schmiedeberg. Die Teilnehmer wollten von dem engagierten Musiker wissen, mit welchen Hemmnissen die alten Kirchenbands zu Beginn der 60er Jahren zu kämpfen hatten
In seinem Vortrag schilderte Grande die Entwicklung der christlichen Bandmusik in der DDR seit 1958 und illustrierte das mit zahlreichen Hör-Beispielen und persönlichen Erlebnissen. So gab es in jedem Jahr einen Besuch im Erfurter Priesterseminar mit der Absicht, die künftigen Priester für neue Formen des Gotteslobes zu begeistern. Prälat Grande schilderte auch die ständigen Versuche der Staatssicherheit, Gottesdienste mit der "imperialistischen Jazzmusik" durch Disziplinarverfahren gegen Musiker zu verhindern. Das sei zum Glück ebenso Geschichte, wie die Weisung des damaligen Bischofs an den Domvikar, sofort die Musiker auf der Empore der Hofkirche zu stoppen. Die - unter ihnen der heutige Professor Günther Hörig - bliesen brav Choräle alter Kirchenkomponisten, anscheinend aber auf den falschen Instrumenten
Doch unabhängig vom Zeitgeist gebe es für Menschen immer zwei Gründe Musik zu machen, sagte Grande später in seiner Predigt beim gemeinsamen Sonntagsgottesdienst: Musik im Dienste der Freude der anderen und Musik als Mittel, etwas von sich selbst mitzuteilen. Letztlich sei der Spaß an der Musik ein Vorgeschmack auf die Freude der Auferstehung
Das Programm der vorangegangenen zwei Tage des Musikertreffens war wie in den letzten zehn Jahren reichlich vollgepackt: Ein geistliches Konzert der Rockband Anastasis aus Dresden zur Einstimmung. Drei Gesangs- und Instrumentalworkshops unter Anleitung namhafter Berufsmusiker wie Frank Fröhlich (Gitarre) oder Hartmut Dorschner (Improvisation für Bläser). Hilfen zum Texten und Komponieren und das Angebot gemeinsamen Gebetes
Das musikalische Vorspiel war für die jüngeren Musiker das Wichtigste der Begegnung. Liedermacher, Chöre und Rockbands stellten sich gegenseitig den Stand ihrer musikalischen Entwicklung vor. Zusammengefasst betrachtet haben alle Bands und Chöre klar an transparentem Sound, ausgefeilter Stilistik und Arrangements gewonnen
Bedauerlich fanden die Veranstalter, dass Chöre und neu gegründete Gruppen das Angebot des Musikertreffens weniger nutzen. Auch deshalb wurde für das nächste Jahr ein einwöchiger Gospelworkshop der AGJM geplant. Zugesagt hat für den Herbst 2000 bereits der Leiter des Saint Francis de Sales Gospel Chores aus New Orleans
Das diesjährige Musikertreffen war nach einer Sommersingewoche in Litauen, der musikalischen Ausgestaltung der Jugendwallfahrt und Aufnahmeprojekten noch nicht die letzte größere Aktion der AGJM für 1999. Sie beschließt das Jahr mit einem Kinderchortreffen am dritten Advent in Wermsdorf und der Weihnachtssingewoche in Stollberg
Markus Guffler
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Sonntag, 14.11.1999