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Solidarität

"Denk auch mal an dich und gönn dir was Gutes", so mahnt uns heute die Werbung, oder rät ein Freund oder Bekannter. Dabei denken wir in der Regel an freie Tage oder ein festliches Mahl, das die Gaumenfreuden erfüllt. "Denk auch mal an dich" - und gönn dir eine geistliche Woche. Vielleicht schmunzeln Sie und vermuten einen Trick, um ein geistliches Angebot gut verkaufen zu können. Denn in der Woche vom 21. - 27. November 1999 sind die Gemeinden im Bistum Erfurt unter dem Thema "Dein Reich komme" zur Besinnung eingeladen

Mit dem Christkönigssonntag 1999 geht das letzte Kirchenjahr in diesem Jahrtausend zu Ende und mit dem ers-ten Adventssonntag beginnt das neue Kirchenjahr, das uns in das Jahr 2000 und in ein Heiliges Jahr führen wird. Wenn man zu einer längeren Wanderung unterwegs ist, dann gehören zwischendrin auch Pausen. Das Frühstück wird ausgepackt, man gönnt den Füßen Entspannung, schaut zurück auf den schon gegangenen Weg und blickt vielleicht voller Erwartung, aber auch Anspannung auf die Wegstrecke, die noch vor einem liegt. Man lässt sich Zeit für die Pause und erlebt sie als etwas Gutes auf dem Weg

So ähnlich soll auch die Einladung zur geistlichen Woche verstanden werden. Viele überlegen schon, wie sie den diesjährigen Silvesterabend dem Anlass entsprechend besonders feierlich ausgestalten können. Deshalb soll diese Woche schon im Vorfeld wie eine Pause verstanden werden, um noch einmal zurückzuschauen, welche geschichtliche Wegstrecke ich schon zusammen mit der Gemeinde und den Menschen in meiner Umgebung zurückgelegt habe und um sich gemeinsam zu vergewissern, dass Jesus Christus auch in Zukunft mit uns gehen wird. Bei allen Ängsten um die Zukunft kann dies unser Geschenk sein, das wir uns und anderen zum neuen Jahrtausend geben können, mit Christus unseren Weg weiter zu gehen. Es geht also nicht um noch ein zusätzliches Aktionsprogramm (auch wenn diese für 2000 wichtig sind), sondern um eine "Pause" auf dem Weg durch die Zeit

In dem bekannten Lied "Ich mach Station am Weg, auf dem ich geh ..." heißt es: "Ich frage dich: Wie geht's, wo kommst du her? Wie heißt dein Ziel? Und Freunde: Wer seid ihr?" Im Rückblick ist es wichtig, sich zu fragen, was gewesen ist: Wie bin ich bis hierher gekommen, was war gut, was nicht, wo habe ich Wunden geschlagen bekommen, von denen Narben geblieben sind, oder wo habe ich anderen welche geschlagen? Welches Glück ist mir beschieden gewesen und für welches bin ich heute noch dankbar? Was ist mir schon in Vergessenheit geraten, auch wenn ich es nicht vergessen wollte? Im Bild gesprochen: Mein Lebenskorb ist mit vielen Erlebnissen und Erfahrungen gefüllt. Bevor ich nun den Schritt in das neue Jahrtausend wage, ist es die Chance, alles noch einmal anzuschauen und von Gott anschauen zu lassen und sich des Reichtums bewusst zu werden, den mein Leben bereithält. Das ist die eine Ausrichtung am Ende dieses Jahrtausends. Die andere ist verbunden mit unserem Blick nach vorn. Es ist schon nicht unwichtig, wie ich in eine Sache oder in eine Begegnung hineingehe, mit welchen Erwartungen, Hoffnungen oder auch Ängsten ich den Weg fortsetze

Wenn ich gefragt werde, ob man eine solche geistliche Woche halten muss, dann antworte ich, dass eine Gemeinde das nicht tun muss. Man kann, wie bei einer Bergwanderung zum Gipfel durchlaufen. Aber ob sich der Einzelne dann wirklich etwas "Gutes gönnt", wenn er auf die Pause verzichtet, ist zu bezweifeln. Eine Gemeinde oder der Einzelne kann auch auf die Jahrtausendwende zugehen im gewohnten Tempo und ins neue Jahr hineinlaufen, oder aber eine "Rast" in der geistlichen Woche einlegen und erfahren, dass dies gut tut

Rat Gerhard Stöber,

Seelsorgeamtsleiter

Dazu auch Seite 15

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 45 des 49. Jahrgangs (im Jahr 1999).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Sonntag, 14.11.1999

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