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Predigt zur Rechtfertigungslehre

Dokumentation

Aus Anlass der Unterzeichnung der gemeinsamen Erklärung der Kirchen zur Rechtfertigungslehre (Berichte in der letzten Ausgabe) predigte der katholische Propst Heinz- Josef Durstewitz (Heiligenstadt) am Reformationstag in einem evangelischen Gottesdienst. Der Tag des Herrn dokumentiert einen Auszug:

Das Jahrtausend der Trennungen und Spaltungen geht für unser Volk zu Ende mit einer großartigen Erfahrung von Einheit. ... Das Jahrtausend ... geht auch für unsere Gemeinden mit einem kostbaren Zeichen der Einheit zu Ende ..

Worin liegt der große Schritt in die neue Einheit der Kirchen? Beide Kirchen bekennen: Jesus Christus schenkt uns den Frieden mit Gott. Der Friede mit Gott ist nicht Ergebnis unserer Leistung. Wir können uns diesen Frieden nicht verdienen. Er ist das einzigartige Geschenk des menschgewordenen Gottes

Martin Luther konnte es nicht genug betonen: Das Heil des Menschen kommt allein durch Christus von Gott. Darum sollen wir uns im Glauben ganz und gar an Jesus Christus binden. Der Glaube an den einen, heilenden Herrn verbindet uns nun wieder ganz ausdrücklich

Dieser Glaube ist wohl auch dringend nötig für unsere Gesellschaft und Welt. Denn viele Menschen erwarten den Frieden für sich und die Welt von irgendwelchen Strukturen: vom Sozialismus die einen, vom Kapitalismus die anderen, von ideologischen Bekenntnissen oder von demokatischen Strukturen. Wir wissen, welch unsägliches Leid und Verderben dem Glauben an den Sozialismus entsprungen ist. Er hat in seinen verschiedenen Facetten mehr Tod und Zerstörung hervorgebracht, als die gesamte Menschheitsgeschichte vorher zusammen

Und nach zehn Jahren unter demokratischer Verwaltung und kapitalistischen Strukturen wissen wir ebenfalls: Demokratie und Kapitalismus können den Frieden auch nicht schaffen, der uns Menschen ganz ausfüllt. Es ist bemerkenswert: Trotz aller sozialen Sicherungsnetze bringen Demokratie und Kapitalismus Unsicherheit, Angst und verdeckte Gewalt in hohem Maße hervor, muten sie den Menschen Überforderungen zu -etwa im Beruf - und höchstes Leid - etwa in der Einsamkeit eines Arbeitslosen. Die moderne Demokratie und ihre Verwaltung hat kein Auge für die subtile Angst der Menschen

Auch ein geeintes Europa kann unseren Erlöser Jesus Christus nicht ersetzen. Wenn Europa den Erlöser aber ersetzen will, wenn Europa allen Glauben auf seine Strukturen und Gesetze lenkt, dann wird es zum Götzen, zum Moloch, der seine eigenen Kinder verschlingt. Ein Europa, das Christus nicht mehr vor der Welt bekennt, wird ohne Gott das Zeitalter unsäglichen Leides nicht beenden, sondern auf unberechenbare Weise fortschreiben

Das gemeinsame Bekenntnis unserer Kirchen von diesem Tag an ist ein Geschenk Gottes. Wir dürfen und müssen als eine Christenheit laut und deutlich Christus als den Frieden der Welt benennen und bekennen. Für das gemeinsame Bekenntnis dürfen wir an diesem Tag danken

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 45 des 49. Jahrgangs (im Jahr 1999).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Sonntag, 14.11.1999

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