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Bistum Dresden-Meißen

Einweihung des Pater-Maximiliam-Kolbe Hofes in Schlegel

Betreutes Wohnprojekt

Schlegel (jak) - "Es ist schon ein sehr angenehmes Gefühl, nach so langer Zeit ohne Bauarbeiten leben zu können", sagt Andreas Blaschke, der Leiter des Pater-Maximillian-Kolbe-Hofes in Schlegel bei Ostritz. Die Monate seit 1996 waren von emsiger Geschäftigkeit geprägt, ein Gebäude des Vierseitenhofes verschwand ganz und wurde durch einen Neubau ersetzt, ein anderes wurde saniert. Heute bietet der Hof für 64 behinderte Frauen und Männer eine Heimstatt. Träger der Einrichtung ist die Zisterzienserinnen-Abtei St. Marienthal, der der Hof samt umliegendem Land seit Jahrhunderten gehört

Nicht ohne Stolz führt Andreas Blaschke durch die neuen Räume. Im Neubau gibt es vier Wohneinheiten für je zehn Personen. Sie leben in Ein- oder Zweibettzimmern. Gemeinsam nutzen sie einen großen Raum mit angegrenzender Küche. In einem dieser Gemeinschaftsräume trifft Leiter Andreas Blaschke auf Regine. Sie freut sich bereits auf die Martinsfeier ihrer Wohngruppe am Nachmittag des 11. November. Doch Regine muss warten, die anderen Frauen sind noch bei der Arbeit

Andreas Blaschke berichtet, dass zum Haus eine eigene Werkstatt gehört. Sie ist zwar mit 46 Plätzen kleiner als herkömmliche geschützte Werkstätten, kann aber in Anbindung an das Heim trotzdem betrieben werden. Sorgen macht dem Leiter allerdings die Beschaffung von Arbeitsaufträgen. "Durch die unmittelbare Nähe zu Polen ist es besonders schwer, Aufträge zu bekommen, die Preise werden immer mit denen polnischer Anbieter verglichen", berichtet Andreas Blaschke. Einen Renner hat die kleine Werkstatt dennoch: Oberlausitzer Lattenzäune in vielfältiger Ausführung - von traditionell bis hin zum Villenzaun. Damit ist es gelungen, eine Nische im Markt zu finden. Auf Wunsch werden die bedarfsgerecht gefertigten Zäune vor Ort montiert. Andere Bewohner arbeiten in der Grünanlagen- oder Friedhofspflege sowie im Klos-ter selbst

Der enge Kontakt zu St. Marienthal ist besonders für die Frauen wichtig, die noch bis vor kurzem im dortigen Josefsheim lebten. Jetzt wurde diese Einrichtung der Zisterzienserinnen geschlossen. Immerhin bot sie 40 Jahre lang behinderten Frauen ein Zuhause. Die Trennung, so Andreas Blaschke, war für beide Seiten nicht einfach, doch die Nähe - räumlich und gefühlsmäßig - ist geblieben. So prägt das Kloster auch den kirchlichen Jahreskreis im Pater-Maximilian-Kolbe-Hof mit. Beispielsweise durch das Klosterfest oder den Namenstag der Äbtissin, hatte sie doch selbst vor ihrer Wahl das Josefsheim viele Jahre lang geleitet und ist so mit den Frauen auch persönlich eng verbunden. Andreas Blaschke freut sich zudem über die Anerkennung, die die Schwestern den Mitarbeitern des Hofes geben. "Sie tolerieren und akzeptieren unsere Arbeit, deren Stil sich unter dem Diözesancaritasverband und dem Caritas-Sozial-Werk entwickelt hat."

Behinderte Menschen leben seit 1978 auf dem Hof. Damals bot die Kirchliche Land- und Forstwirtschaft (KiLaFo) dem Caritasverband Räume an. Die eingezogenen Männer arbeiteten in der Landwirtschaft mit. 1985 wurde ein erster eigener Trakt eingeweiht, der jetzt modernisiert wurde. Nach der Wende kam die Einrichtung kurzzeitig unter die Trägerschaft des Caritas-Sozial-Werkes. Die anstehenden Baumaßnahmen im Rahmen der gesetzlichen Heimmindestbauordung veranlassten die Zisterzienserinnen jedoch dazu, die Trägerschaft selbst zu übernehmen. Insgesamt 6,5 Millionen Mark hat der Bau gekostet. 90 Prozent davon kamen vom Freistaat Sachsen und aus Bundesmitteln, zehn Prozent waren Eigenmittel. Davon wiederum trug fünf Prozent eine Stiftung, die sich auch beim Neubau der Werkstatt engagieren will. Der ist für die nächste Zeit geplant und soll besonders für die Produktion der Lattenzäune optimale Bedingungen schaffen

Andreas Blaschke verweist darauf, dass es für ihn und seine Mitarbeiter sehr wichtig ist, ein gutes Verhältnis zu den Bewohnern zu haben. Vieles ist in den vergangenen Jahren entstanden, andere Kontakte - gerade zu den neu nach Schlegel gekommenen Frauen - müssen noch wachsen. Doch dies, so ist sich Andreas Blaschke sicher, wird gelingen. "Wichtig ist es, für die Persönlichkeit eines jeden offen zu sein. Ihn mit seinen guten Seiten aber auch mit seinen Fehlern und Schwächen zu akzeptieren", betont der Leiter

Weiter ist es ihm wichtig, dass die Frauen und Männer auf dem Hof soviel Normalität wie möglich erfahren. Dazu gehören Arbeiten im Haushalt genauso wie Ausflüge und Besuche von Veranstaltungen oder Kurse für behinderte Menschen an der Volkshochschule

Übrigens, offiziell eingeweiht wurden die Gebäude bereits am 16. Oktober. Gemeinsam mit den Zisterzienserinnen feierten Bewohner, Personal sowie viele Gäste dabei auch das 765-jährige Bestehen des Klosters St. Marienthal. Der neue Pater-Maximilian-Kolbe-Hof ist in dieser Geschichte eine weitere Etappe in Richtung Zukunft

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 46 des 49. Jahrgangs (im Jahr 1999).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Sonntag, 21.11.1999

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