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Die Kirche San Clemente

Unterwegs in Rom (4)

Sie ist eine der aufregendsten Kirchen Roms: San Clemente am gleichnamigen Platz nur 300 Meter vom Koloseum entfernt. San Clemente hat drei Ebenen, ein Erdgeschoss und zwei Kellergeschosse, - und ein Abstieg in die Tiefe ist ein Schritt in die Tiefenschichten der Religionsgeschichte

Die Basilika zu ebener Erde stammt aus dem frühen zwölften Jahrhundert. Ihre Entstehung verdanken wir der Tatsache, dass 1084 zum Entsetzen des in der Engelsburg belagerten Papstes Gregor VII. die Normannen nach Rom kamen. Ihrem unfreundlichen Benehmen fiel die damals an dieser Stelle bestehende Kirche zum Opfer, so dass 1108 ein Neubau begonnen wurde. In der Kirche besticht besonders das prächtige Apsis-Mosaik "Triumph des Kreuzes", das im byzantinischen Stil gehalten ist und den fast 600 Jahre älteren Arbeiten in Ravenna in nichts nachsteht

Im ersten Kellergeschoss wird das Licht fahler und die Luft feuchter - wir befinden uns in der Zeit des römischen Kaisers Konstantin. Verwitterte Säulen und Sarkophage mit lateinisch-griechischen Inschriften und Christusmonogrammen zeugen davon, dass hier im 4. Jahrhundert - vielleicht sogar im Privathaus einer römischen Senatorenfamilie - eine christliche Kultstätte entstand. Ihr Patron, der heilige Clemens Romanus, soll den heiligen Petrus noch persönlich gekannt haben und zum Nachfolger des Apostels bestimmt gewesen sein. Doch es heißt, er habe aus Bescheidenheit zunächst zwei anderen Kandidaten, Linus und Cletus, den Vortritt gegeben, das päpstliche Amt zu übernehmen. Zur Zeit des römischen Kaisers Trajan (98-117) lebte der Vorsteher der christlichen Gemeinde in Rom gefährlich. Mit vielen anderen Christen wurde er zur Zwangsarbeit in den Marmorbrüchen auf der heutigen Halbinsel Krim verurteilt. Einer Legende nach soll Clemens dort, wo ein Lamm mit dem Fuß scharrte, eine Quelle entdeckt und den Durst seiner Leidensgefährten gestillt haben. Dass sich durch dieses Wunder viele taufen lassen wollten, nahm Trajan nicht hin: Er ließ Clemens ins Meer stürzen. Die legendäre Wiederauffindung seines Sarges, in dem sich ein lebendes Kind befunden haben soll, ist auf einem Fresko in der Unterkirche dargestellt

Über eine Wendeltreppe gelangen wir schließlich in das älteste Geschoß von San Clementes - das Mithräum. In der Finsternis fällt Scheinwerferlicht auf einen Mithras-Altar. Das Relief zeigt den persischen Lichtgott, der den Stier als Symbol des Bösen tötet. Dieser importierte Kult machte dem Christentum im römischen Reich im 1. Jahrhundert gehörig Konkurrenz - die konstantinische Basilika wurde wie imTriumph über einer heiligen Stätte des Heidentums errichtet. Klaus Grabenhorst

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 46 des 49. Jahrgangs (im Jahr 1999).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Sonntag, 21.11.1999

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