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Bistum Erfurt

Wiener Kardinal König erhielt Wartburg-Preis 1999

Preisverleihung

Kardinal König und Ministerin Schipanski Eisenach (ep) - Als Ermutigung, seine "Versuche zur Überwindung der ost-westlichen Gegensätze eines zusammenwachsenden Europas fortzusetzen und damit auch dem ökumenischen Anliegen zu dienen", hat der frühere Wiener Erzbischof, Franz Kardinal König, den ihm zuerkannten Wartburg-Preis 1999 bewertet. König, der den Preis am 11. November auf der Wartburg von der Thüringer Ministerin für Wissenschaft, Forschung und Kunst, Dagmar Schipanski (parteilos), entgegen nahm, kam in seiner kurzen Dankesrede auf die 14 Tage zuvor in Augsburg erfolgte Unterzeichnung der gemeinsamen Erklärung zur Rechtfertigungslehre zu sprechen. Er sehe in dieser Unterzeichung eine Verpflichtung, "weiterhin mitzuhelfen, um Feindbilder und Ängste abzubauen, damit wir uns gemeinsam, im Angesicht des Herrn und seines Evangeliums, auch in Zukunft noch offenen Fragen stellen". Denn die Botschaft vom Heil und von der Versöhnung zu verkünden sei allen Kirchen aufgetragen und bleibe zu allen Zeiten von höchster Aktualität

Die in Eisenach ansässige Wartburg-Stiftung verleiht jedes Jahr den mit 10 000 Mark dotierten Wartburg-Preis für "herausragende Verdienste im europäischen Einigungsprozess". Es sei ein Preis "für europäisches Denken und Handeln, für Toleranz im Umgang miteinander und auf allen Ebenen des kulturellen Lebens im vielfältigsten Sinne, so im Politischen, im Persönlichen, im Glauben", wie der Burghauptmann der Wartburg, Günter Schuchardt bei seiner Begrüßung betonte

König, der bis 1985 Erzbischof von Wien war, leitete bis 1980 auch das Vatikanische Sekretariat für die Nichtglaubenden. Als Österreicher besuchte er regelmäßig die Christen der Länder des Ostblocks außer Albanien, das ihm die Einreise verweigerte, und suchte dabei vor allem auch die Versöhnung mit den orthodoxen und orientalischen Kirchen voranzubringen. Zudem engagierte er sich für den Dialog mit den Atheisten. Paul Oestreicher von der Versöhnungskirche in Coventry und Wartburg-Preisträger 1997 würdigte König vor zahlreichen Gäs-ten aus Politik, Gesellschaft und Kirche, darunter auch Weihbischof Hans-Reinhard Koch, als "einen Christen zwischen den politischen Fronten". König habe sehr viel für ein vereintes Europa getan und durch die Gründung der Organisation Pro Oriente "in höchst praktischer Weise gezeigt, dass ein Europa ohne den Osten unseres Kontinents keine Zukunft hat". "Aus der Tiefe seines Glaubens" sei er bereit, "vom Glauben der anderen zu lernen", so Oestreicher. Der Kardinal habe die Ökumene als "einen langen, geschichtlichen Prozess mit der steten Aufgabe, in Geduld kleine Schritte zu setzen" beschrieben. Nur solcheSchritte seien geeignet, "Misstrauen abzubauen, sich in gegenseitigem Respekt zu begegnen, und so die Liebe Gottes in dieser einen Welt deutlich zu machen"

Das Leben Franz Königs sei "engstens" mit dem Zweiten Vatikanischen Konzil verbunden. "Heute, auch wenn Gegenwinde blasen, verkörpert Kardinal König die Kontinuität der konziliaren Kirche. Seine Treue zu seinem polnischen Bruder, Johannes Paul II., und zu dessen Amt ist außer Zweifel. Seine kreative Kritik an der zentralisierten Macht der Kurie, sein Plädoyer für eine mündige Kirche an der Basis, dort, wo die Kinder Gottes in ihrer Verschiedenheit Leib Christi sind, baut aber Brücken von der katholischen Kirche zur restlichen christlichen Ökumene, zu den anderen Religionen unserer Welt und zu den vielen Menschen, im Ebenbild Gottes geschaffen, die religionslos, aber noch lang nicht gottlos leben."

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 47 des 49. Jahrgangs (im Jahr 1999).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Sonntag, 28.11.1999

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