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Bistum Magdeburg

Hallenser Stadtteil Silberhöhe soll wohnlicher gemacht werden

Caritas

Halle (dw) - Immer mehr Menschen im halleschen Stadtteil Silberhöhe sind unzufrieden mit ihrem Wohnumfeld und tragen sich mit Wegzugs-Gedanken. Das ergab eine wissenschaftliche Untersuchung, die vor einigen Monaten in der Saalestadt angestellt wurde. Wirtschaftsunternehmen und Wohlfahrtsverbände reagierten mit einem ungewöhnlichen Projekt: Sie eröffneten in einem unsanierten Block des Plattenbaugebiets, das zu DDR-Zeiten vor allem für die Mitarbeiter des Chemiewerkes Buna errichtet worden war, eine Beratungsstelle, die von Unternehmen und sozialen Verbänden gemeinsam getragen wird

Seit August stehen den rund 27 000 Bewohnern des Stadtteils im Sozialen Beratungsdienst Silberhöhe (SBS) Mitarbeiter des Caritasverbandes und des Paritätischen Wohlfahrtsverband als Ansprechpartner zur Verfügung. Energieversorgung Halle und Hallesche Wohnungsgesellschaft sind nicht nur Geldgeber, sie entscheiden auch über Konzepte der Beratungsstelle mit

Die Bürger von Silberhöhe nehmen das Angebot, das eng mit anderen sozialen Diensten der Stadt zusammenarbeitet, bisher gut an. Von Miet- und Energieschulden bis hin zu Konflikten mit den Nachbarn reichen die Anliegen, mit denen die Bewohner sich an die SBS-Mitarbeiter wenden. Seit Oktober erhalten Hallenser in der SBS-Beratungsstelle Berechtigungsausweise zum Einkauf im neu eröffneten zweiten Carisatt-Laden der Stadt. Sozial schwache Bürger können in dieser Einrichtung des Caritasverbandes kostengünstig einkaufen

"Sozialarbeit und Wirtschaft - wie soll das nur zusammengehen?", hatte sich Beraterin Jutta Schneller gefragt, als sie von den ersten Planungen zur Gründung des Beratungsdienstes erfuhr. Mittlerweile ist ihre anfängliche Skepsis gewichen. Die Unternehmen fühlten sich von den Sozialarbeitern in ihrem Interesse unterstützt, das Stadtviertel wohnlicher zu machen, sagt die Sozialpädagogin. Dieses gemeinsame Interesse empfänden beide als eine gute Basis für die Zusammenarbeit

Die Mitarbeiter des SBS versuchen, neben den einzelnen Bewohnern immer das gesamte Wohnumfeld des Stadtteils in den Blick zu nehmen. So bringen sie sich auch in die Stadtplanung mit ein. Der Stadtteil Silberhöhe war in den 80er Jahren ohne Grün- und Spielflächen gebaut worden. Derzeit versucht die Stadt, das damals Versäumte nachzuholen. Der SBS macht sich in den Planungskonferenzen dafür stark, dass dies nicht nur "vom grünen Tisch" und nach ästhetischen und technischen Gesichtspunkten geschieht, sondern in enger Abstimmung mit den Mietern, die in dem Viertel leben. Mit einem Malwettbewerb hat der Beratungsdienst versucht, Kinder und Jugendliche zum Nachdenken über ihre Wohnumgebung anzuregen. Sie sollen "ihre schönste Ecke in Silberhöhe" entdecken und malen

Winfried Weber, der Geschäftsführer der Caritasverbandes in Halle, erhofft sich von der Beratungsstelle insbesondere, dass sie die gegenseitige Nachbarschaftshilfe in Halle-Silberhöhe aktiviert und fördert. Die oftmals arbeitslosen Besucher der Einrichtung sollten nicht nur gefragt werden: "Welche Hilfe brauchen Sie?", sondern auch: "Womit könnten Sie anderen helfen?" Die Hilfsangebote könnten in eine "Fähigkeitenbörse" eingebracht werden, und nicht zuletzt würde so das Selbstwertgefühl der Hilfesuchenden gestärkt, hofft Weber. Ob sich diese Träume verwirklichen lassen, ist noch nicht abzusehen. Das Projekt SBS ist vorerst auf ein halbes Jahr befristet, danach werden alle Beteiligten entscheiden, ob es weitergeht. Möglicherweise werden auch die anderen fünf Wohnungsunternehmen einbezogen, die in Silberhöhe Häuser besitzen

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 47 des 49. Jahrgangs (im Jahr 1999).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Sonntag, 28.11.1999

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