... am 5. Dezember 1953
Damals...
Unter der Überschrift "Warten können" können schrieb der schlesische Priester Wilhelm Erben für die Adventszeit des Jahres 1953:
Advent ist die Zeit des Wartens. Wir denken an die langen Zeit, wo die Menschen warten mußten, bis "die Fülle der Zeit" gekommen war. Als Kinder haben wir gewartet auf das Kommen des Christkindes. Wie haben wir am Heiligen Abend ungeduldig an der Tür gestanden, bis das Glöckchen uns hinein rief. In der Schulzeit - seien wir ehrlich - haben wir gewartet auf die Ferien. Als Lehrling auf die Gesellenzeit, in Tagen der Krankheit auf die Genesung in den Jahren des Krieges auf das Ende
Sind wir nicht immer am Warten? Ist nicht die Welt ein Wartezimmer des himmlischen Arztes? Wie kommt es, dass so viele von Euch, Ihr jungen Menschen, nicht mehr warten können? Ihr möchtet alles - das ganze Leben mit seinem reichen Inhalt - sofort, heute noch, haben, erfassen, besitzen, genießen. Früher hieß es: "Wenn Du wirst groß sein, kannst Du auch rauchen." Heute kann es der Junge nicht erwarten, er muss schon rauchen, ehe er groß ist. Warum so viele unglückliche Ehen? Weil die Verlobten nicht warten konnten. Wie oft hört man das schmerzliche: "Wir mussten heiraten."
Wer das gelernt hat im Leben, das Wartenkönnen, der ist ein Weiser, der ist in Wahrheit glücklich, dem fallen die köstlichsten Früchte von selbst in den Schoß. Wer im Advent das Warten gelernt, der feiert wahrhaft "fröhliche, gesegnete Weihnacht."
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Sonntag, 28.11.1999