Auf den Spuren Jakob Böhmes
Kindertag
Görlitz - Wer war denn eigentlich dieser Jakob Böhme? Und was hat der berühmte Mann mit der Stadt Görlitz und vor allen Dingen mit uns zu tun? Diesen Fragen gingen die Kinder auf den Grund, die am 20. November zum Kindertag ins Stephanushaus kamen. Den wollte sich nicht nur Bernardus (5) "unbedingt ansehen". Gemeindereferentinnen, Kinderbetreuer, Eltern und auch Jugendliche der Pfarreien aus Görlitz und Umgebung hatten sich gut vorbereitet, um den Kindern erzählen zu können, zu welcher Zeit, wo und wie der Philosoph gelebt hatte
Die Helfer und Organisatoren mussten sich erstmal belesen, um etwas über ihn zu erfahren. Eins stand fest: Man wollte nicht die rein weltliche Seite dieses Mannes beleuchten, sondern auch die christliche. Dass Jakob Böhme nämlich ein zutiefst Glaubender gewesen ist, war zuerst nicht einmal allen Organisatoren klar
Der Kindertag begann mit einem Theaterstück, in dem Jugendliche das Leben und Wirken Böhmes, von seiner Geburt, über seinen Tod bis hin zur Zerstörung seines Grabes lebendig werden ließen. Die Szenen erzählte von seiner Lebensart, seinen Erfahrungen und Erlebnissen, der Bescheidenheit, die er trotz großer Erkenntnisse hatte, trotz aller Verleumdung und Beschimpfung, und von seinem tiefen Glauben
Nach dem Stück tobten sich die 70 Kinder in mehrere Gruppen bei einem Geländespiel aus - natürlich auf den Spuren Böhmes. Zehn Stationen hatten die Abenteurer zu bestehen. Beispielsweise mussten sie ohne Kompass die Himmelsrichtungen herausfinden. Auch bei den anderenAufgaben waren Kreativität und Pfiffigkeit gefragt. Das Spiel endete am Jakob-Böhme-Denkmal im Park unterhalb des Stephanushauses
Später konnten die Jungen und Mädchen in verschiedenen "Stuben" die Lebensart zu Zeiten Jakob Böhmes nachempfinden. In der Lichtl- und Schreibstube wurden Karten und Laternen gebastelt. Eine mittelalterlich gekleidete Frau empfing die Kinder in der Singestube, spielte den Kindern - zur Laute - eine Volksweise aus dem 16. Jahrhundert vor und fesselte alle Zuhörer mit einer Geschichte aus dieser Zeit. In der Schusterstube zeigte ein echter Schuhmachermeister, wie Schuhe hergestellt werden und gab den Kindern Antwort auf alle Fragen rund um sein Handwerk
Ein jährlicher Kindertag über eine bestimmte Person ist in Görlitz nichts Neues. Hildegard von Bingen, die heilige Elisabeth oder Karl Borromäus standen schon im Mittelpunkt des Tages im Stephanushaus. Warum diesmal ausgerechnet Jakob Böhme "auserkoren" wurde, ist einfach. Der Tod des Görlitzers jährt sich in diesem Jahr zum 375. Mal. In der Stadt sind das Leben und Wirken Böhmes schon seit geraumer Zeit Thema vieler Veranstaltungen. Wenn man jedoch Görlitzer nach diesem Mann befragt, so wissen die meisten nicht viel zu antworten - erst recht nicht die Kinder. Das hat sich nach dem Kindertag mit Sicherheit geändert
Und was hat den Kindern nun an Jakob Böhme am besten gefallen? Markus (9) ist sich sicher: "Dass er so an Gott festgehalten und nie aufgegeben hat." Leonore (10) hat der ganze Tag Spaß gemacht. Christopherus Laube
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Sonntag, 05.12.1999