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Aus der Region

Das Feuer bewahren

Begegnungstag für Sozialarbeiter

Berlin (uh/tdh) - "Tradition ist die Bewahrung des Feuers und nicht die Anbetung der Asche." Diese Aussage prägte nicht nur die Predigt Prälat Hellmut Puschmanns, sondern den gesamten Begegnungstag, zu dem der Förderkreis der Katholischen Fachhochschule Berlin e.V. (FKFB) am 12. November nach Berlin- Karlshorst eingeladen hatte. Der Förderkreis sieht es als eine seiner Aufgaben an, die Tradition der früheren Ausbildungsstätten für Fürsorger (Sozialarbeiter) in Magdeburg, Leisnig, Karl-Marx-Stadt (Chemnitz) und für Sozialpädagoginnen in Berlin-Prenzlauer Berg in das Wirken der 1991 gegründeten Katholischen Fachhochschule Berlin (KFB) einzubringen. Deshalb hatte der Kreis - zehn Jahre nach der Öffnung der Berliner Mauer - die Absolventen und Lehrenden der früheren Ausbildungseinrichtungen nach Karlshorst eingeladen. Zu dem Tag willkommen waren ebenfalls alle, die für die Ausbildungsstätten verantwortlich waren, sowie alle, die heute an der KFB lehren. So kamen gut 200 Teilnehmer zusammen

Was der Satz vom Bewahren des Feuers meint, den der Präsident des Deutschen Caritasverbandes in seiner Predigt aufgegriffen hatte, wurde auch im weiteren Verlauf des Tages deutlich: die Erinnerung an das Vergangene für die Gestaltung der Zukunft zu nutzen. Die Feststunde im Anschluss an den feierlichen, frohen Gottesdienst in der evangelischen Kirche "Zur frohen Botschaft" stand denn auch unter dem Motto "Aufbruch in der Caritasarbeit - Erinnerungen und Entwicklungen"

Christa-Maria Kramer, viele Jahre Diözesan-Fürsorgerin in Magdeburg und Dozentin am dortigen Fürsorgerseminar, schlug in ihrem Vortrag "Wer etwas bewahren will, muss vieles verändern" einen Bogen von der Caritasarbeit in der DDR bis zu den brennenden Aufgaben heute. Trotz vieler Beschränkungen in DDR-Tagen habe es manches gegeben, was heute wünschenswert wäre. So sei etwa die bewusste Entscheidung katholischer Christen für eine Mitarbeit im kirchlichen Dienst das kostbarste Gut der Caritas in der DDR gewesen. Heutzutage sei es für die Caritas wichtig, sich einen scharfen Blick für die gesellschaftlichen Veränderungen und die damit einhergehenden Gefährdungen für die Menschen zu bewahren, so Frau Kramer. Herzstück aller Caritasarbeit sei die allgemeine Sozial- und Lebensberatung, der notleidende Mensch Mittelpunkt allen Bemühens. Wenn die Caritas diesen Dienst an den Notleidenden jedoch nicht selbst finanziere, sei sie nicht glaubwürdig. Insofern komme den refinanzierten Fachbereichen der Caritasarbeit nur eine zweitrangige Bedeutung zu. Aus DDR-Zeiten gelte es auch die "aufsuchende Sozialarbeit" zu bewahren. Christi Auftrag laute, zu den Menschen zu gehen, und sie nicht in den Büros zu erwarten. Es gelte aber, stets die sich verändernden Nöte im Blick zu haben, um dem Auftrag Jesu gerecht zu werden, so die frühere Abteilungsleiterin im Caritasverband. Weitere Vorträge hielten Professorin Margarete Breuer zum Thema "Erlebte Geschichte - Gedanken zu Ausbildung und Praxis der Sozialen Arbeit von 1961-w1989" und Professor Andreas Lob-Hüdepohl zum Thema "Aufbruch: Caritasarbeit im Kontext riskanter Freiheiten", der unter anderem darauf hinwies, dass sich Sozialarbeit nicht nur an sozial Schwache, sondern an Menschen jeden Standes und Alters richtet und von ihnen auch in Anspruch genommen wird

Die freudige Atmosphäre des Tages wurde durch die musikalische Gestaltung des Gottesdienstes und der Feststunde unterstützt und auch die aus den Wolken hervorgekommene Sonne hatte ihren Anteil daran. Die sich anschließende Begegnung und leibliche Stärkung fanden in den neu gestalteten Räumen der KFB statt. Viele Teilnehmer hatten erstmals Gelegenheit, die Räume kennenzulernen, und ließen sich von "Einheimischen" führen. Für viele gab es ein freudiges Wiedersehen mit einstigen Weggefährten. Erinnerungen wurden wach. Der Tag machte aber auch deutlich, dass sich die jahrelangen Verbindungen und Beziehungen geändert haben, es aber um so wichtiger ist, das Feuer der Tradition zu bewahren

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 49 des 49. Jahrgangs (im Jahr 1999).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Sonntag, 12.12.1999

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