Vor 100 Jahren wurde Weihbischof Rintelen geboren
Gedenken
100 Jahre würde er am 12. Dezember 1999. Davon lebte er 18 Jahre mit den Christen und Christinnen im damaligen Kommissariat Magdeburg. Ich spreche von Dr. Maria Friedrich Rintelen, dem Kommissar und Paderborner Weihbischof mit Sitz in Magdeburg
1952 wurde er in Magdeburg zum Bischof geweiht und hatte fortan pastorale Verantwortung für den "sächsischen Anteil der Erzdiözese Paderborn". Dieses Gebiet ist heute das selbstständige Bistum Magdeburg. Rintelen handelte im Auftrag des Erzbischofs von Paderborn mit weitgehenden Befugnissen für das Paderborner Gebiet in der damaligen DDR. Von Anfang an geriet er unter den Druck der staatlichen Stellen, die auf eine Abtrennung des Kommissariates Magdeburg vom Erzbistum Paderborn drängten
Schon seine tiefe Stimme strahlte Güte und Ruhe aus. Oft erzählte er Geschichten eines Magdeburger Pfarrers, die meis-ten endeten mit dem Satz: Es sind alles gute Leute. In dieser Haltung ging er auf die Menschen zu. Er glaubte an den guten Willen im Anderen. Außenstehende haben ihm den chinesischen Spruch in den Mund gelegt: Lasst 1000 Blumen blühen. Dahinter stand keine Schwäche, sondern innere Kraft und Weisheit. In unseren Küchengesprächen (manchmal haben wir die Abendmahlzeit gemeinsam vorbereitet) sagte er mir einmal: Jeder erwachsene Mensch braucht einen Raum, in dem er selbstständig handeln kann. Ich will jedem Mitarbeiter und jeder Mitarbeiterin diesen Raum gewähren. Erst wenn es brummt oder knirscht, schalte ich mich ein. Die Kreativität seiner Mitarbeiter dankte ihm diese Haltung
Im Herbst 1969 musste er die größte Krise seines Lebens bestehen. Einflussreiche Kreise in Rom hatten für Magdeburg einen Bischof mit dem Recht auf Nachfolge vorgesehen. Dahinter steckten kirchenpolitische Überlegungen, die mit ihm nicht abgesprochen waren. Er reichte seinen sofortigen Rücktritt ein und zog im Frühjahr 1970 nach Paderborn. Das Kommissariat Magdeburg hatte ein Licht an Güte, Menschenfreundlichkeit und Weisheit verloren. Auf dem Paderborner Kapitelsfriedhof, auf dem er 1988 begraben wurde, ist sein Grab nie ohne frische Blumen. Willi Kraning
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Sonntag, 12.12.1999