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Bistum Dresden-Meißen

Bischof Reinelt zur Schwangerschaftskonfliktberatung

Interview

Bischof Reinelt Dresden - Einen Verbleib der katholischen Stellen in der gesetzlichen Schwangerenkonfliktberatung auch ohne Ausstellen von Beratungsscheinen will der Bischof von Dresden-Meißen, Joachim Reinelt, erreichen. In einem Interview der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) schlägt er vor, die Frau selbst solle die Beratung schriftlich bestätigen. Skeptisch äußerte sich der Bischof zu einer möglichen Übernahme der Stellen durch die Laieninitiative Donum Vitae. Die Weisung des Papstes gelte für alle katholischen Christen.

Herr Bischof, Sie streben einen Verbleib der katholischen Stellen in der gesetzlichen Schwangerenkonfliktberatung auch ohne das Ausstellen eines Beratungsscheins an. Welche Möglichkeiten sehen Sie dafür?
Statt der Ausstellung eines Scheins durch die Beratungsstelle könnte die Frau die stattgefundene Beratung schriftlich bestätigen. Wenn das möglich ist, können wir in der gesetzlichen Konfliktberatung bleiben und weiterhin die Frauen erreichen, die in einem sehr schwierigen Konflikt stehen.
Gibt es dazu schon Stellungnahmen der sächsischen Landesregierung?
Ich habe Signale der Gesprächsbereitschaft erhalten und kann aus Bemerkungen ableiten, dass ein solches Verfahren juristisch nicht unmöglich ist.
Bundesfamilienministerin Christine Bergmann (SPD) lehnt einen Verbleib der katholischen Stellen in der Schwangerenkonfliktberatung ohne Schein ab.
Frau Bergmann ist nicht das ganze deutsche Volk und auch nicht die ganze deutsche Regierung. Hier würde ich zunächst einmal denen Vertrauen schenken, die wesentlich genauer hinschauen als manche Politiker.
Wie wichtig ist Ihnen eine bundeseinheitliche Regelung?
Dies wäre natürlich sehr günstig. Aber die Länderhoheit ist zu achten. Wir können sowieso nicht an den Ländern vorbei entscheiden.
Müsste eine solche Regelung, wie Sie sie für die katholischen Stellen wünschen, dann nicht auch für alle anderen Beratungsstellen gelten, etwa auch für Pro Familia?
Pro Familia hat an einer Neuregelung keinerlei Interesse. Deshalb kann ich diese Frage nicht beantworten. Es geht der katholischen Kirche ja nicht um simple Erleichterungen, sondern um die Frage: Sind die zuständigen staatlichen Stellen daran interessiert, dass wir unsere verantwortungsbewusste Beratung weitermachen? Dann können sie mit uns zusammen überlegen, ob es Wege dafür gibt.
Halten Sie eine Weiterführung der Konfliktberatung durch die Laieninitiative Donum Vitae für eine geeignete Alternative?
Solange dies eine erklärtermaßen eindeutige Initiative von Katholiken ist, bin ich sehr skeptisch. Es kann in dieser Frage keinen Unterschied zwischen einem Bischof und einem Laien geben. Wir sind alle zum Gleichen verpflichtet.
Das heißt, auch die Katholiken, die sich in dem Verein zusammengeschlossen haben, müssen sich Ihrer Ansicht nach an die Weisung des Papstes halten.
Selbstverständlich. Es ist ein Irrtum zu meinen, die Weisung des Papstes beträfe nur die amtliche Kirche. Er hat die Weisung an die katholischen Christen erteilt. Diese ist verbindlich, weil das Ziel des Papstes ist, alle Verdunkelung des Auftrages der Kirche für das Leben zu vermeiden. Und dieser Auftrag ist natürlich an alle erteilt.

Interview: Wolfgang Wagner

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 50 des 49. Jahrgangs (im Jahr 1999).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Sonntag, 19.12.1999

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