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Bistum Magdeburg

Löwe und Panter statt Ochs und Esel

Krippenausstellung

Dschungelkrippe Hohenmölsen (mt) - Die ein- bis sechsjährigen Mädchen und Jungen des Hohenmölsener Kindergartens "Anne Frank" staunen: So viele Weihnachtskrippen haben sie noch nie auf einmal gesehen. Über 400 unterschiedliche Varianten aus vier Erdteilen und rund 40 Ländern sind unter dem Dach des Pfarrhauses der Katholischen Pfarrvikarie St. Marien ausgestellt

Über 400 Mal liegt das Chris-tuskind in der Krippe - gefertigt aus Holz, Alabaster, Wachs, Terrakotta oder einfach Pappmaché. Abstrakt, barock, volkstümlich. Gehören in der europäischen Variante Ochs und Esel zur Szenerie, sind es in einer Dschungel-Variante aus Ecuador der Löwe und der Panter. Äußerlich und vordergründig sind die Weihnachtskrippen Unikate, keine gleicht der anderen. Doch die Botschaft aller Darstellungen, ob sie nun aus Tansania, Polen oder Kroatien stammen, ist immer dieselbe: "Jesus ist geboren! Freut euch!"

Den Kindergartenkindern drückt Pfarrer Rudolf Hempel nach dem Rundgang Krippenbilder in die Hände, den Erzieherinnen eine Friedenskerze aus Betlehem. "Wir haben uns sehr gefreut, dass ihr da wart", sagt der Pfarrer und wünscht herzlich einen schönen Advent. "Dankeeeeschööööön", antworten die Knirpse im Chor. Rudolf Hempel lächelt. Die meisten Kinder waren keine Christen. Genau wie die Achtklässler vom benachbarten Agricola-Gymnasium, die am Morgen im Rahmen ihres Ethik-Unterrichts die diesjährige, nunmehr dritte Krippenausstellung der Kirchgemeinde Hohenmölsen / Teuchern besucht hatten

"Ich sehe in dieser Ausstellung eine Form der Neuevangelisierung", sagt Pfarrer Hempel. Behutsam und doch bestimmt. Die Jugendlichen kämen in das Pfarrhaus und seien beim Anblick der Krippen baff, wie beim Betreten einer fremden Welt. Mit seinen anregenden Erläuterungen erleichtert der Pfarrer das Verstehen und Erkennen. Die wenigsten der Schüler wüssten um die christlichen Ursprünge des Weihnachtsfestes, sagt der Pfarrer. Ihn wundert das nicht. Der 8300-Einwohner-Ort Hohenmölsen im Länderdreieck Sachsen-Anhalt, Thüringen, Sachsen gehörte einst zum Wahlkreis von Erich Mielke und war NVA-Standort. Um so mehr freut es Hempel, wenn heute die Ausstellung nichtchristlichen Besuchern der Horizont erweitert. "Eine junge Frau sagte mir nach dem Rundgang, sie wisse jetzt, was ihr Weihnachten fehle", erzählt Hempel

Die meisten Ausstellungsstü-cke stammen von den rund 220 Gemeindemitgliedern aus Hohenmölsen und Teuchern. "Jede Krippe könnte eine Geschichte erzählen, oftmals die Lebensgeschichte ihres Besitzers", berichtet der Pfarrer. Nicht alle Krippen sind Kunstwerke, die Ausstellung zeigt auch so genannte "Konfektionskrippen" und offensichtlichen Kitsch. "Aber lieber eine chinesische Porzellankrippe für fünf Mark, als gar keine", meint der Pfarrer. Damit alle Leihgaben am 24. Dezember wieder in den Stuben der Besitzer von der Ankunft des Heilands künden können, endet die Ausstellung am vierten Advent

Krippenausstellung in Hohenmölsen: Pfarrvikarie St. Marien, Ernst-Thälmann-Str. 22a, bis einschließlich 19. Dezember täglich ab 9 Uhr, Tel. (03 44 41) 2 28 02

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 50 des 49. Jahrgangs (im Jahr 1999).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Sonntag, 19.12.1999

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