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Aus der Region

Engel begleiten Blinde

Das Katholische Blindenwerk Ost gib jährlich Kalender heraus

Leipzig (ep) -Adventskalender sind bei Kindern beliebt. Aber auch manche Erwachsene mögen es, jeden Tag ein Türchen aufmachen oder ein Kalenderblatt mit einem guten Gedanken anschauen zu können. Das haben sich die Verantwortlichen des Katholischen Blindenwerkes Ost (KBW Ost) zunutze gemacht und bieten Blinden und schwer Sehbehinderten einen Hör- Adventskalender an. In diesem Jahr steht er unter dem Thema "Engel als Begleiter des Menschen", wie sie auch der Münsterschwarzacher Benediktiner Anselm Grün in seinem Buch "50 Engel für das Jahr" genannt hat.

Hatten sich bis 1999 Theologiestudenten des Projekts angenommen, so haben in diesem Jahr Betroffene selbst Regie geführt. Entstanden ist für die Zeit zwischen dem 1. Dezember und dem 1. Januar jeweils ein zehnminütiger Beitrag pro Tag. Nach einem Erkennungsjingle -in diesem Jahr ist es ein Motiv aus der Carl Orffschen Weihnachtsgeschichte -und einer Begrüßung wird an vielen der Tage der Text zu einem der Engel aus Anselm Grüns Buch gelesen. Zwi-schendurch erklingt mal ein adventlich-weihnachtlicher Schlager, dann ein Ausschnitt aus einer Chormusik oder auch ein Instrumentalstück. Am Ende steht ein guter Wunsch für den Tag.

"Für die Gestaltung einiger Tage haben wir Schülerinnen des Unterkurses 1 der Fachschulen der Bergschule St. Elisabeth in Heiligenstadt gewonnen", sagt Günter Thiem, erster Vorsitzender des KBW Ost, und mit seiner Frau Erika aktiv an der Entstehung des Kalenders beteiligt. Vor allem aber seien den Blinden bekannte Stimmen zu hören: Zum Beispiel die Leipziger Kirchenmusikerin und zweite Vorsitzende Bernadette Schmidt. Seit ihrer Kindheit blind, spricht sie einige Texte und hat für die musikalische Gestaltung gesorgt. Oder der geistliche Beirat, der Magdeburger Seelsorger Konrad Harmansa, der den ersten Weihnachtstag bestreitet.

"Es ist wichtig für uns Blinde, bekannte Stimmen zu hören. Das schafft Verbindung", sagt Günter Thiem, der in Leipzig wohnt. Frau Schmidt ergänzt: "Auf diese Weise wird so mancher, der ein bisschen isoliert lebt und nicht jeden Sonntag zum Gottesdienst kommen kann, in die Hörergemeinde eingebunden." Denn gerade Menschen, die im Alter erblinden, und dies sei der übergroße Teil, kommen kaum aus ihrer Wohnung. Die Braille'sche Blindenschrift zu erlernen hätten in der Regel nur in jungen Jahren Betroffene eine echte Chance, sagt Thiem. Gehört werde der Kalender nicht nur zu Hause zum Frühstück oder als Abendritual, sondern auch in Behinderten- oder Altenpflegeheimen, zum Beispiel in Spremberg und in Magdeburg.

Der erste Adventskalender entstand 1991 unter Leitung des Fürsorgers und Sozialarbeiters Johannes Buhl. Er hatte bereits in der DDR unter dem Thema "Spuren des Herrn" Tonbandbriefe herausgegeben, die bis zu sieben Mal im Jahr erschienen. Heutzutage werden die im Team um Geschäftsführerin Maria Wagner erarbeiteten CD's in der Deutschen Katholischen Blinden- und Hörbücherei in Bonn kopiert. Die jeweils vier Musikkassetten sind kostenlos zu bekommen, allerdings ist das KBW Ost für jede Spende dankbar. Ein wenig stolz verweist Frau Wagner darauf, dass der Höradventskalender auch von Menschen weit über die Region Ost hinaus angefordert wird. "Das ist ein Stück unser Beitrag im Rahmen des Deutschen Katholischen Blindenwerkes", sagt sie. "Und wir tun dies im Vergleich zur Trierer Tonpost weitgehend ehrenamtlich."

Jeweils zu Ostern und zu Weihnachten veröffentlicht das KBW Ost zudem eine Informationskassette. Darauf finden sich Neuigkeiten etwa über personelle Veränderungen, aber auch über durchgeführte und geplante Begegnungstage, Exerzitien, Freizeiten. So gebe es die Möglichkeit, im Internationalen Blindenzentrum Landschlacht bei Konstanz am Bodensee in ausgesprochen blindenfreundlicher Umgebung in altersgerechten Gruppen an Freizeiten teilzunehmen. Das KBW Ost möchte die Sehbehinderten ermutigen, an die Angebote wahrzunehmen, um Gemeinschaft erfahren zu können, sagt Thiem und spricht eine Bitte aus: "Bitte gehen Sie als Sehende auf Blinde zu und bieten Sie ihnen Hilfe an, zum Beispiel, um im Gottesdienst zur Kommunion gehen zu können."

Das KBW, dem es vor allem um die seelsorgliche Begleitung Blinder und Sehbehinderter geht, informiert gern in Gemeinden und Verbänden über die Situa-tion blinder Menschen.

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 50 des 51. Jahrgangs (im Jahr 2001).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Donnerstag, 13.12.2001

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