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Auf zwei Minuten

Sieben Leben möcht ich haben

Pater Damian

Der Jahreswechsel erinnert uns da-ran: Die Zeit vergeht schnell. So vieles wollten wir tun, aber kamen nicht dazu. Als Kinder hatten wir viel Zeit, die Jahre dehnten sich gewaltig, eine unbegrenzte Zeitdauer schien vor uns zu liegen. Je älter wir werden, desto schneller vergehen die Jahre, nur noch begrenzte Zeit steht uns zur Verfügung. Eine Lebenszeit scheint zu kurz zu sein, um all das zu tun, was wir möchten.

Der Dichter Albrecht Goes wünscht sich sieben Leben: "Sieben Leben möcht ich haben: / Eins dem Geiste ganz ergeben, / so dem Zeichen, so der Schrift. / Eins den Wäldern, den Gestirnen angelobt, dem großen Schweigen. / Nackt am Meer zu liegen eines, / jetzt im weißen Schaum der Wellen, / jetzt im Sand, im Dünengrase. / Eins für Mozart. / Für die milden, für die wilden Spiele eines. / Und für alles Erdenherzleid eines ganz. / Und ich, ich habe / - sieben Leben möcht ich haben! - / hab ein einzig Leben nur."

Wir haben nur ein einziges Leben, in dem uns Zeit geschenkt ist für Arbeit, für Erholung und Spiel, für Lernen und Erkenntnis, für Staunen vor den Werken der Natur und der Kunst, für Freundschaft, Liebe und Mitleid, für Danken und Beten. Die Zeit, die uns wirklich gehört, ist die Gegenwart. Wir leben im Jetzt und treten in jedem Moment dem Kommenden gegenüber. Wir haben Chronometer entwickelt, die die Zeit auf den Bruchteil einer Sekunde messen und vergessen dabei oft, wie kostbar unsere Lebenszeit ist. Der Maler Henri Matisse sagt: "Ich betrachte mein Leben als gestundete Zeit." An jedem neuen Tag des Jahres sollten wir den Psalmvers sprechen: "Unsere Tage zu zählen lehre uns! Dann gewinnen wir ein weises Herz" (Ps 90,12).

Pater Damian Meyer

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 2 des 50. Jahrgangs (im Jahr 2000).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Sonntag, 09.01.2000

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