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Bistum Dresden-Meißen

Weizenähren als Geschenk

Adveniat

Dresden - In Vorbereitung der Weihnachtskollekte Adveniat werden jedes Jahr Gäste aus Lateinamerika nach Deutschland eingeladen, damit sie von ihrer heimischen Kirche, der sozialen Lage und den Problemen ihres Landes berichten. Gleichzeitig nutzen sie diese Gelegenheit, den deutschen Spendern im Namen aller ihnen anvertrauten Menschen zu danken. In diesem Jahr besuchte Bischof Fernando Maria Bargallo aus Argentinien das Bistum Dresden-Meißen.

Die Pfarrgemeinden von Ostro und Freiberg, sowie Mädchen der 6. bis 8. Klasse, die an einem Wochenendkurs in Schmiedeberg teilnahmen, lernten ihn kennen. Natürlich standen auch ein Besuch beim Bischof und ein großer Gottesdienst in der Kathedrale am Festtag der Jungfrau von Guadeloupe - der neuen Schutzpatronin Lateinamerikas - auf dem Programm. Monsignore Bargallo kam als ein junger Bischof aus einem noch jüngeren Bistum. Ganze zwei Jahre existiert seine Diözese Merlo-Moreno. Sie liegt am Rande der Millionen-Metropole Buenos Aires und ist noch ganz in der Konstitutionierungsphase. Alle Probleme der schnell wachsenden Megastädte treffen dort zusammen. Die daraus erwachsenden Herausforderungen für die Kirche sind entsprechend groß. Auf die Frage nach der Größe seines Bistums antwortete der Bischof immer mit der Einwohnerzahl 800 000. Er wollte damit zum Ausdruck bringen, dass alle Menschen dort unter seine Obhut fallen. Freilich sind nur 90 Prozent katholisch und davon wiederum gehen nur zehn Prozent zur Kirche oder sind im Gemeindeleben aktiv, aber das Engagement der Christen richtet sich an alle. Bei nur 30 Pfarreien und ebenso vielen Priestern wird schnell deutlich, dass diese Aufgabe nur mit engagierten Laien zu bewältigen ist. In kleinen Basisgemeinschaften wird regelmäßig gebetet, die Bibel geteilt und auf diesem Grund gemeinsam das eigene Leben und das der Gesellschaft reflektiert. Das priesterliche Wirken richtet sich vor allem an diejenigen Laien, die als ehrenamtliche Katechis-ten mit den Gemeinden arbeiten. Gemeinsam engagiert man sich auch für gesellschaftliche Verbesserungen. Denn die Hälfte der Gemeinden sind Kinder und Jugendliche, die aus armen und ärmsten Familien kommen. Beeindruckend ist immer zu hören, mit welcher Selbstverständlichkeit die Menschen das Wenige teilen, was sie haben.

Wichtig für die Lateinamerikaner wie übrigens für alle Christen in den Dritte-Welt Ländern ist die unmittelbare Übertragung ihres Glaubens in das praktische tägliche Leben. Ora et labora gehören ganz eng zusammen. Durch die Sorge um den Nächsten wird der Glaube verbreitet. Diese ermutigende Botschaft wollte Bischof Bargallo uns bringen. In den Gottesdiensten hat er den Jüngsten jeweils ein Bündel Weizenähren der letzten Ernte in seinem Bistum geschenkt. Mit diesem Zeichen wollte er das Gleichnis vom sterbenden Weizenkorn begreifbar machen. Gerade bei den Kindern und Jugendlichen werden die Früchte des Glauben sichtbar. Die Adveniat-Aktion engagierte sich im vergangenen Jahr in besonderem Maße für die Jugend Lateinamerikas. Der argentinische Bischof dankte für die geleistete Hilfe. Ohne sie wäre vieles nicht möglich gewesen, beispielsweise eine Kinderkrippe für arbeitende Mütter. Deren ältere Kinder können in die Schule gehen, wenn sie die jüngeren Geschwister nicht mehr ganztags betreuen müssen. Oder der Kauf eines riesigen Zeltes. Damit wird in unzugänglichen Gegenden ein Raum geschaffen, in dem Taufen, Hochzeiten und alle Gottesdienste gefeiert werden, ein festlicher Raum für Christen, die sich um Christi willen versammeln. Das ist mit der Adveniat-Kollekte in Lateinamerika Wirklichkeit geworden.

Ulrich Clausen

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 2 des 50. Jahrgangs (im Jahr 2000).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Sonntag, 09.01.2000

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