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Bistum Görlitz

Für Wasser etwas Geld flüssig machen

Afrika

Cottbus / Ntobroso (ks) - "Brillen für Afrika", "Nähmaschinen für Afrika" und "Medikamente für Afrika" - das waren nur einige Projekte, die der Cottbuser Rudolf Schirmer auf den Weg gebracht hat. Für den "schwarzen Kontinent" hat er seit Jahren ein Faible. In seiner Heimatgemeinde St. Maria Friedenskönigin ist er dafür schon lange bekannt, mitunter belacht oder bewundert, auf jeden Fall aber auch unterstützt worden. Zuletzt sammelte die Gemeinde für neue Kirchenfenster im Gotteshaus der ghanaischen Partnergemeinde in Dansoman im Bistum Accra.

Und kaum strahlt nun dort Sonne durch das bunte Glas, hat Schirmer schon ein neues Projekt im Blick: Diesmal geht's um Wasser für eine kleine Krankenstation mitten im ghanaischen Busch. "Die Klinik in Ntobroso ist eines meiner besonderen Sorgenkinder", hatte ihm 1996 der Bischof von Accra, Peter K. Sarpong, erzählt. "Kein Arzt, kein Strom, kein Wasser, keine Medikamente". Seitdem hatte ihn der Gedanke an die Klinik nicht mehr losgelassen. Eine Klinik ohne Wasser - für ihn schwer vorstellbar. Er nahm Kontakt zur Leiterin der Klinik, Schwester Dufie, auf. Von ihr erfuhr er: Die Krankenstation in Ntobroso, einem Dorf mit 500 Einwohnern, versorgt 15 Dörfer im Umkreis mit insgesamt 25 000 Einwohnern. Acht der Orte sind ohne sauberes Wasser. Das Wasserreservoir der Klinik ist ein Fluss - 500 Meter von der Klink entfernt. Er ist Badestelle, Wäscherei und Trinkwasserbecken in einem. Die häufigsten schweren Krankheiten, die in der Klinik behandelt werden, sind eine Lepra ähnliche Krankheit und Guinea Würmer. Beide werden durch unreines Wasser hervorgerufen.

Schirmer, inzwischen Rentner, holte Informationen ein, sprach mit Fachleuten, führte Telefongespräche quer durch Deutschland und nach Afrika, unterhielt Korrespondenzen und füllte Fragebögen aus. Mit Erfolg: Misereor stellte ihm in Aussicht, einen Brunnen für die Klinik zu bauen, wenn er die nötigen Kos-ten von 10 000 Mark aufbringen könnte. Die hohe Summe ergibt sich aus den geologischen Gegebenheiten vor Ort. 50 Meter muss in die Tiefe gebohrt werden. Wegen der unterschiedlichen Gesteinsschichten und der Tiefe ist spezielles Bohrgerät erforderlich.

Im letzten Oktober war es dann so weit: Rudolf Schirmer sah sich die Klinik vor Ort an. Hier wurde er herzlich empfangen. Schon am Abzweig der Hauptstraße hatte ihn ein "Bote" abgeholt, der die 20 Kilometer vom Dorf zu Fuß gelaufen war. Das ganze Dorf war zur Begrüßung auf den Beinen. Doch damit nicht genug. Bevor er sich die Krankenstation ansehen konnte, wartete auf ihn ein großes Begrüßungszeremoniell. Nach Ansprachen vom Dorfältesten, vom Katecheten, Lehrer, Pfarrer und natürlich Schwester Dufie, musikalischen und kulinarischen Einlagen folgte erst die Besichtigung des Dorfes. Schwester Dufie zeigte voller Stolz "ihre Klinik" mit ewa zehn bis 15 Betten. Sie ist die einzige examinierte Krankenschwester und hat noch sechs Mitarbeiter. Der Medikamenten-Vorrat, den sie zeigte, war kaum größer als die Hausapotheke einer deutschen Familie. In einem Zimmer wurden Schirmer zwei Kranke vorgestellt. In einem anderen drei Mütter, die am Morgen des Tages entbunden hatten. Ihre Babys lagen sauber in einem großen Bett - gewaschen mit Wasser aus dem Fluss.

Diesen sah er sich gleich danach an: Er glich, so erzählt Schirmer, "dem Anblick der Spree in Cottbus zu Vorwendezeiten, als noch Industrieabwässer eingeleitet wurden." Ihm wurde deutlich, dass hier sauberes Wasser für das Überleben ganzer Generationen von immenser Wichtigkeit ist.

Wie mit Misereor abgesprochen, verhandelte Schirmer bei anschließenden Gespächen mit den Dorfältesten. Schließlich muss das Dorf einen Beitrag von zehn Prozent der Kosten leisten.

Wieder zu Hause angekommen setzte er nun alles daran, die 10 000 Mark zusammen zu bekommen. In seiner Gemeinde konnte er schon ein "Sümmchen" sammeln. Am letzten Sonntag war in der Mariengemeinde "Afrikasonntag". Die Kollekte - unter dem Motto "Wasser für Afrika" - erbrachte mit 2 300 Mark etwa dreimal so viel wie üblich. In der Christusgemeinde ist ein ähnlicher Gottesdienst für Februar geplant.

Hilfreich für die Spendensammlung war auch ein Kurzbesuch des Diözesan-Jugendseelsorgers der Diözese Accra, Frater Eric Oduro Wiafe, Anfang Dezember in Cottbus. In einigen Gruppen hatte er Gelegenheit, über die Kirche in Afrika zu berichten. Auch bei Bischof Rudolf Müller war er zu Gast und berichtete vom Brunnenbauprojekt in Ntobroso. Der Bischof war sehr interessiert und sagte eine Spende dafür zu. Mit Misereor hat Schirmer inzwischen ausgehandelt, wenn wesentlich mehr als 10 000 Mark zusammenkommen, würde das Hilfswerk neben seinen aufwendigen Organisationskosten den Rest für einen weiteren Brunnen beisteuern.

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 3 des 50. Jahrgangs (im Jahr 2000).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Sonntag, 16.01.2000

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