Mehr Mobilität durch neues Auto
Schelkau
Schelkau (ns / tdh) - Wer in diesen Tagen die Caritas-Wohn- und Förderstätte "Julius von Pflug" in Schelkau besucht und den Bewohnern begegnet, wird auf vielen Gesichtern ein ein Strahlen erkennen. Schnell wird der Besucher an die Hand genommen und zum Anlass der Freude geführt: das neue Auto der Einrichtung!
Genauso begeistert wie die Bewohner war auch die Leiterin, Brigitte McManama, bei der Schlüsselübergabe in einem Weißenfelser Autohaus von dem neuen Gefährt. Immer wieder hatte sie bisher die Befürchtung von Außenstehenden hören müssen, dass die abgeschiedene Lage der Wohn- und Förderstätte der Integration von Menschen mit Behinderungen entgegenstehe. Insider wussten es aber auch bisher besser: Es gehört zum Konzept des Hauses, dass das Leben in der Wohnstätte dem der Nachbarn in der ländlichen Region ähnelt. Garten- und Tierpflege gehören genauso zum Alltag wie das Fahren in die Stadt. "Um der Gefahr der dörflichen Isolation zu begegnen, haben wir für 98 Menschen mit Behinderungen nun vier Autos: drei Busse und einen Golf Variant. Diese Wagen sind ständig unterwegs, und ich habe den Eindruck, dass unsere Bewohner und Mitarbeiter mobiler sind als so manche, die in oder am Rande einer Stadt leben", sagt Brigitte McManama.
Der größte Teil der Kosten für das neue Auto, nämlich 70 Prozent, wurde durch Lotto-Toto-Gelder aus Sachsen-Anhalt finanziert. Die Leiterin: "Ohne derartige Unterstützungen könnten wir uns die Anschaffung von solchen teuren Autos nicht leis-ten." Fast 100 000 Mark kostet ein Bus, der mit allen technischen Vorrichtungen ausgestattet ist, die mit wenig Mühen auch den Transport schwerst körperlich behinderter Menschen in ihren Liegerollstühlen ermöglichen.
Bereits vor einem Jahr hatte die Wohn- und Förderstätte in Schelkau einen solchen Bus über die "Aktion Sorgenkind" bekommen. Doch dieses Fahrzeug reichte nicht angesichts der hohen Zahl von Rollstuhlfahrern, die es genießen, zum Gottesdienst in ihrer Heimatgemeinde, zum Konzert oder zum Essen gefahren zu werden. "Übrigens", ergänzte die Leiterin, "die Lotto-Toto-Gesellschaft Sachsen-Anhalt hat uns nicht nur dieses Gefährt beschert, sondern auch noch zwei Spezialfahrräder (Tandems), mit denen unsere Bewohner aktiv durch die Landschaft strampeln können! Das findet so großen Anklang, dass einer unserer Jungen beim ersten Schneefall fragte, ob es auch für Fahrräder Winterreifen gäbe!"
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Sonntag, 16.01.2000