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Bistum Görlitz

Von "Interflug" zur Kirche - Edith Schiersch

Vorgestellt

rechts im Bild: Frau Schiersch"Gastfreundschaft üben, das heißt, dem Fremden Raum geben im eigenen Dasein, ihm Gemeinschaft anbieten, mit ihm das eigene Leben teilen. Es heißt aber auch: Den anderen nicht vereinnahmen; der Gast bleibt frei, seine eigenen Wege zu gehen." Dieser Ausspruch von Johannes Bours ist im Prospekt des Cottbuser St.-Johannes-Hauses nicht zufällig zu lesen. Denn eine solche gastfreundliche Atmosphäre genau dort zu schaffen, dafür setzt sich die Leiterin des Hauses, Edith Schiersch ein. Und das seit ihrem ersten Tag im Gäste- und Bildungshaus des Bistums Görlitz - vor gut 15 Jahren

Ihr damaliger beruflicher Wechsel wirkt auf den ersten Blick wie eine riesige Umstellung. Denn vorher hatte die gebürtige Grünbergerin, die im Dezember ihren 60. Geburtstag feierte, als stellvertretende Abteilungsleiterin bei der DDR-Fluggesellschaft "Interflug" in Berlin gearbeitet. Doch so "weit" waren die alte und die neue Tätigkeit jedoch nicht voneinander entfernt. Denn schon Jahre vorher war Edith Schiersch in das Säkularinstitut Ancillae mit Sitz in Görlitz eingetreten, eine Gemeinschaft, deren Mitglieder in den kirchlichen, aber auch in ganz gewöhnlichen weltlichen Berufen arbeiten. So war die Verbundenheit Edith Schierschs mit dem Bistum schon lange da, als Bischof Bernhard Huhn die studierte Volkswirtin Mitte der 80er Jahren bat, ihre Fähigkeiten ganz in den Dienst der Kirche von Görlitz zu stellen

Leicht war ihr dieser Umstieg von einer leitenden Tätigkeit im Staat in einen kirchlichen Dienst nicht gefallen, zumal eine besondere Herausforderung wartete: Der Umbau des alten, maroden Johanneshauses. Wer meint, dass sie dabei nur die in der DDR selbstverständlichen wirtschaftlichen Engpässe und Schwierigkeiten zu meistern hatte, der irrt. Auch im kirchlichen Raum gab es manche Engstirnigkeit und Halbherzigkeit zu überwinden.

Heute lacht Edith Schiersch darüber. Damals aber waren es Augenblicke, in denen sie an die Möglichkeit einer Rückkehr in den alten Beruf nachdachte. Dass sie trotzdem in Cottbus blieb, hatte für sie auch mit Gehorsam zu tun, "weil darauf Segen liegt für die Kirche, das Haus und einen selbst."

Ein Beispiel für die Auseinandersetzungen während des Umbaus sind Speiseraum und Küche. So war es nötig, beide um 180 Grad zu drehen, damit Kirchenbesucher ohne Küchendüfte zum Gottesdienst gehen konnten. Nur mit Mühe gelang es Frau Schiersch, die Küche und später auch den Verbindungsgang betreffend eine vernüftige und praktikable Lösung herbeizuführen. Heute liegt der Speisesaal genau richtig - ein Beispiel dafür, dass die Rekonstruktion des alten Hauses und der Neubau unverkennbar auch die Handschrift von Edith Schiersch tragen. Die Bistumsleitung ist ihr für all das Engagement dankbar. Nicht erst, seit Bischof Müller ihr kürzlich die Hedwigsmedaille überreichte

Mit Edith Schiersch zog nicht nur ein praktischer und kritischer Geist ins Johanneshaus ein. Die Einrichtung wurde zu dem, was sie ist - für viele Tagungsteilnehmer kein Konferenzhaus wie viele, sondern eines mit ausgeprägter christlicher Atmosphäre, wo Gastfreundschaft gepflegt wird. Es steht offen für kirchliche und nicht kirchliche Gruppen und Veranstaltungen, für Fortbildungs-Wochenenden, daneben auch für Seminare und Freizeiten.

Doch außer der Sorge für die Gäste, setzt sich Edith Schiersch auch für ein gutes Arbeitsklima unter den Mitarbeitern ein. Ihre Rolle dabei: "Ich bin ein Mensch unter und hinter den anderen."

Prälat Bernd Richter/ Juliane Schmidt

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 4 des 50. Jahrgangs (im Jahr 2000).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Sonntag, 23.01.2000

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