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Die Kirche muss nach draußen

Gabriele Kretzschmar kümmert sich in Götlitz um "Woche für das Leben"

Gabriele Kretzschmar

Görlitz (as) -Halbe Sachen sind für Gabriele Kretschmer nichts. Was sie anpackt, tut sie mit ganzer Energie und scheut sich auch nicht, lange Wege zu gehen. Ohne diesen Tatendrang, so lässt sich vermuten, wäre die "Woche für das Leben" in der Bischofsstadt Görlitz so nicht zustande gekommen. Die Aktion der Kirchen für das Leben ist zwar offiziell im Mai, lässt sich aber frei gestalten. Die letzte Veranstaltung der diesjährigen Woche für das Leben in Görlitz war im Oktober. "Eine gute Gelegenheit für die Kirchen, sich auch in der Öffentlichkeit zu präsentieren", ist Frau Kretschmer überzeugt.

Dabei kommt sie ins Schwärmen. Wie überall habe die Aktion der katholischen Kirche -seit 1994 zusammen mit der evangelischen -auch in Görlitz klein angefangen. Auf Anregung der Cariats-Kreisstelle hätten sich damals, so Gabriele Kretschmer, Interessierte getroffen, um verschiedene Veranstaltungen zu organisieren, aber es blieb auf den kirchlichen Raum beschränkt. Schon im darauffolgenden Jahr sei man mit den Anliegen, das Leben in all seinen Facetten zu schützen, in die Öffentlichkeit gegangen.

Nicht nur Frau Kretschmer machte dabei eine interessante Entdeckung: Menschen, die nichts mit der Kirche zu tun haben, interessieren sich plötzlich für den Schutz des Lebens, setzen sich für die Kinder oder für die Belange der Behinderten ein. "Erst als wir nach draußen gingen, haben wir allgemeines Interesse geweckt. Viele Teilnehmer an den Veranstaltungen der Woche für das Leben gehörten keiner der Kirchen mehr an" bestätigt die Gemeindereferentin von St. Jakobus die öffentliche Resonanz.

Besonders lobt Frau Kretschmer die ökumenische Zusammenarbeit. Vorbereitet werde die Aktion durch ein Team von evangelischen und katholischen Christen. In diesem Jahr ging es um die menschliche Würde im Alter. Fragen der häuslichen Pflege, nach der Arbeit in den Einrichtungen der Altenpflege standen dabei im Vordergrund, aber auch Vertreter der medizinischen Dienste und der Wirtschaft kamen zu Wort. "Dabei haben wir uns nach Fachleuten umgeschaut, die uns Hilfestellung geben konnten", beschreibt Frau Kretschmer das Konzept.

Den Ort der insgesamt drei Veranstaltungen bezeichnet sie als "angemessen": Gleis 1, die ehemalige Mitropagaststätte, in der heute im DDR-Ambiente kulturelle Veranstaltungen stattfinden und wo "man sich trifft". Gabriele Kretschmer: "Wir müssen uns die Plätze suchen, wo die Menschen sind und wo wir mit ihnen reden können."

Damit beschreibt sie gleichzeitig ihr wichtigstes Anliegen: Heraus aus den geschützten Kirchenmauern und unter die Menschen, Aufmerksamkeit wecken, sich anfragen lassen und damit Zeichen setzen. "Es gibt nicht viele Möglichkeiten, das zu tun, die Woche für das Leben ist aber eine ganz wichtige." Die Aktion gibt es jetzt seit zehn Jahren. Mit der Woche für das Leben werben die Kirchen dafür, Menschen auch in schwieriegen Situationen zu begleiten und vor allem auf ihre Situation in der Öffentlichkeit aufmerksam zu machen. Im nächsten Jahr gibt es wieder Veranstaltungen wieder -auch in Görlitz.

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 50 des 51. Jahrgangs (im Jahr 2001).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Freitag, 14.12.2001

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