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Aus der Region

Helfen und ein Land kennenlernen

Freiwilligendienst im Ausland

Saalfeld (ep) - Gregor Schöpe hat sich für den Zivildienst entschieden. Doch der 18-Jährige möchte nicht in einer Einrichtung seiner Heimatstadt Saalfeld alte Menschen betreuen oder in einer Pfarrgemeinde der Region Hausmeisterdienste übernehmen, sondern strebt einen Dienst für sozial Schwache im Ausland an. Eine Aufgabe, die sich zunehmend auch junge Frauen anstatt eines Au-pair-Jahres zumuten. "Mir geht es hier in Deutschland recht gut", sagt Schöpe. "Deshalb möchte ich bewusst für eine Zeit Menschen helfen, die in Notsituationen sind, und dies im Ausland." Natürlich gebe es auch Aufgaben in Deutschland, so der Abiturient. "Ein sozialer Einsatz im Ausland bietet mir aber gleichzeitig die Gelegenheit, eine andere Sprache, Kultur und Mentalität kennenzulernen und vielleicht auch durch die Begegnung mit anderen Religionen meinen Horizont zu erweitern."

Zwar gibt es keinen Zivildienst im Ausland, doch wer als junger Mann einen solchen Auslandsdienst leistet, wird davon freigestellt. Schöpe, der neben der Schule die Ministranten und den Jugendchor der Saalfelder Corpus-Christi-Gemeinde leitet und regelmäßig bei den Religiösen Kinderwochen mithilft, denkt an einen Dienst für Kinder, etwa von arbeitslosen Eltern. Dass er bei einem Dienst im Ausland auf ein Einkommen verzichten muss, wie er es als Zivildienstleistender hätte, macht ihm nichts aus: "Dass ich zuzahlen muss, ist nicht so wichtig. Es ist sozusagen meine Spende und ich weiß genau, wofür sie eingesetzt ist", sagt der Abiturient.

Bei der Auswahl des Landes hat sich Gregor Schöpe für eine englisch sprachige Region entschieden, Großbritannien oder die USA schweben ihm vor. Die verlangten guten Englisch-Kenntnisse bringt er von der Schule mit. Anfang Januar hat Schöpe an einem Informations-Seminar des Internationalen Christlichen Friedensdienstes e.V. "EIRENE" teilgenommen, das in einem Haus der Pallottiner in Vallendar stattfand. "Der Besuch eines solchen Informations-Seminars ist für an einem Auslandsdienst Interessierte Pflicht", sagt der junge Mann. "Erst dann kann man sich für einen Auslandsdienst bewerben." Von dem Trägerverein EIRENE hatte Schöpe durch Dieter Tippelt vom Caritas-Freiwilligenzentrum in Saalfeld erfahren, das seit einem halben Jahr jungen Leuten, die einen freiwilligen Auslandseinsatz anstreben, angesichts der Fülle der Möglichkeiten Hilfestellung anbietet

Während des Seminars in Vallendar haben die Teilnehmer drei Leute kennengelernt, die von ihren Einsätzen berichteten: Eine junge Frau (19) erzählte über ihren Dienst für Kinder von Arbeit suchenden Frauen in Seattle (USA) und den mit dem Auslandsaufenthalt verbundenen Schwierigkeiten. Eine andere 19-Jährige berichtete über ihren Einsatz für Behinderte in Paris. Dort hat sie mit zwei anderen Betreuern und fünf Behinderten in einer Wohngemeinschaft zusammen gelebt und gearbeitet und zeitweise unter dem engen Zusammenleben gelitten, aber dennoch nicht aufgegeben. Zudem berichtete ein Entwicklungshelfer über seine mehrjährige Arbeit mit Bauern in El Salvador (Mittelamerika).

Da der Auslandsdienst der Verständigung zwischen den Völkern dienen soll, wurden die jungen Leute auch auf die möglichen Schwierigkeiten aufgrund unterschiedlicher Erfahrungshorizonte der Menschen aufmerksam gemacht. Wenn der Einsatz dann bevorsteht, sind weitere Seminare zu besuchen

Wer so einen freiwilligen Auslandsdienst im sozialen, ökologischen oder kulturellen Bereich übernimmt, bekommt 170 Mark Taschengeld pro Monat und freie Unterbringung und Verpflegung. Wird der Dienst in Europa geleistet, werden die entstehenden Kosten zu 100 Prozent durch die Europäische Union getragen. Wer nach Übersee geht, muss mit Hilfe eines in der Heimat selbst initiierten Unterstützerkreises monatlich selbst das Geld aufbringen (USA-Aufenthalt monatlich 350 Mark, Missionar auf Zeit in Afrika, Lateinamerika 500 Mark und mehr pro Monat). Der junge Mann oder die junge Frau ist verpflichtet, monatlich einen Bericht zu schreiben, der in der Heimat durch den Unterstützerkreis öffentlichkeitswirksam verbreitet werden soll, um auch auf diese Weise zur Völkerverständigung beizutragen. Freiwilligeneinsätze sind auch in Osteuropa, zum Beispiel in Rumänien, möglich

Praktika etwa in einem Kinder- oder Altenpflegeheim der Heimat können Interessierten helfen herauszufinden, ob sie wirklich für einen sozialen Dienst geeignet sind. Zudem bieten sie Anknüpfungspunkte für einen Dienst im Inland, sollte der Einsatz im Ausland nicht möglich werden

Gregor Schöpe, der diesen Sommer das Abitur ablegt, hat sich zu spät gemeldet, um noch in diesem Jahr in den freiwilligen Auslandseinsatz gehen zu können. Deshalb möchte der junge Mann, der beruflich einmal im Bereich Medientechnik arbeiten will, zunächst ein Praktikum bei einer Filmproduktionsfirma absolvieren und ein bisschen Geld verdienen, um dann im Frühjahr 2001 seinen 13-monatigen Freiwilligendienst (Zivildienst 11 Monate) anzutreten.

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 5 des 50. Jahrgangs (im Jahr 2000).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Sonntag, 30.01.2000

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