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Bistum Dresden-Meißen

Verabschiedung des Internatsleiters

Kapellknaben Dresden

Internatsleiter Norbert HoffmannWas ihm das Wichtigste war in diesen 27 Jahren, frage ich den scheidenden Internatsleiter am Dresdner Kapellknabeninstitut Norbert Hoffmann. Die gute Entwicklung der Jungen, ihr Bestehen in Leben und Beruf - einige wurden Priester - die kollegiale Zusammenarbeit mit den Chorleitern, lange mit Konrad Wagner und jetzt mit Matthias Liebich, die Gesprächsbereitschaft der externen Schulleiter - bis 1989 durchaus nicht selbstverständlich -, manch festlicher Höhepunkt?



Hoffmann zögert beim Rückblick auf die Alltagsseite des Chors, für die ja ein Internatsleiter verantwortlich ist. Ein langes Stück Leben war es für ihn und seine Familie: Heirat, Geburt der fünf Kinder, Silberhochzeit, der erste Enkel gehören hinein. Erst am andern Morgen ruft er an: "Ich habe lange nachgedacht: Das Wichtigste für mich war wohl das stete Vertrauen der Eltern, die ihre Kinder geschickt haben in der Hoffnung, dass es ihnen zum Guten gerate."

Von Anfang an, seit er 1972 nach Dresden gekommen war, habe er danach gestrebt, aus einem Internat alter Prägung ein Haus für familiäres Zusammenleben zu machen. Das war zuerst schwierig für den Lehrer, der es am Vorseminar Schöneiche mit Schülern vor dem Abitur zu tun gehabt hatte. Außerdem setzten die DDR-Verhältnisse bis 1989 enge Grenzen. Ein Drittel des Hauses in der Wittenberger Straße 88 nutzte ein Produktionsbetrieb, so dass zehn bis 20 Jungen in einem Schlafsaal untergebracht waren

Trotz Materialknappheit gelang es Norbert Hoffmann, mit "sozialistischer Hilfe" von Eltern, einige Trennwände einzuziehen und diese Situation etwas zu verbessern. Heute gibt es genügend Platz für alle. Das Kapellknabeninstitut verfügt darüber hinaus über moderne Probenräume und einen großen Sport- und Freizeitbereich.

Die Grenze zwischen der Kapellknaben-Familie und der eigenen hoffmannschen war nie sehr scharf gezogen: Der Vater Internatsleiter, die Mutter Erzieherin im gleichen Hause, der Sohn selbstverständlich im entsprechenden Alter Kapellknabe. Und die Töchter? Hoffmann lacht: Sie haben oft genug die Interessen der Internatsbewohner vor dem Vater vertreten. Manchmal, meint er heute, ist die eigene Familie vielleicht etwas zu kurz gekommen. Auf diese Balance zu achten, empfiehlt er seinem Nachfolger Michael Hirschmann, den er gegenwärtig einführt. "Jeder bringt sein Leben ein ins Haus. So wie ich hoffe, dass es bei mir richtig war, wünsche ich auch, soll es bei ihm sein."

Schwer wird es der Neue erst einmal haben, denn er kann mit seiner Familie noch nicht ins Haus ziehen. Seine Wohnung wird ebenso wie die Zimmer der Jungen modernisiert, das Dach wird ausgebaut, der Sanitärtrakt vollkommen erneuert. 1,7 Millionen Mark wird das Bistum Dresden-Meißen in diese letzte Ausbauetappe des Heims der Kapellknaben stecken

Am 5. Februar wird Norbert Hoffmann offiziell verabschiedet. Auf die Einladungskarten hat er geschrieben: "Es ist gut, dass ich da bin, aber wisse, dass es nicht auf mich ankommt."

Ursula Wicklein



Siehe auch: Kapellknaben Dresden

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 6 des 50. Jahrgangs (im Jahr 2000).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Sonntag, 06.02.2000

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