Wechsel an der Orgel
Neuer Domkantor in Görlitz
Görlitz - Der Görlitzer Diözesankirchenmusikdirektor Karl Jonkisch wurde Ende 1999 nach 44 Dienstjahren in den Ruhestand verabschiedet. Sein Nachfolger ist Thomas Seyda aus Lindenberg im Allgäu. In sein neues Amt ist er schon eingeführt. Auf dem Papier stimmt es freilich mit Vorgänger und Nachfolger nicht so ganz. Denn Jonkisch war an seinem Dienstende Diözesankirchenmusikdirektor. Für den 28-jährigen Seyda kann dieser Titel vorerst nur ein Karriereziel sein. Zunächst ist er beim Domkapitel der St.-Jakobus-Kathedrale angestellt
Soviel zum Papier. In der Praxis müssen diese feinen Unterschiede erst einmal nicht viel bedeuten: Seyda leitet den katholischen Domchor und den ökumenischen Chor der Stadt. Sowohl die musikalische Begleitung der Sonntagsmessen als auch der Gottesdienste in der Woche gehören zu seinem Dienst. Und auch die ehrenamtlichen Organisten und Chorleiter des Bistums begleitet er - wie sein Vorgänger - bei ihren regelmäßigen Werktagungen
Die Bistumsleitung hat sich mit der Wahl Seydas zu einem radikalen Generationswechsel in der Kirchenmusik entschlossen. Schließlich liegen zwischen Jonkisch und Seyda fast 40 Lebensjahre - ähnlich, wie beim Amtsantritt Jonkischs 1955. Auch wenn der neue Mann an die schlesische Musikpflege im Bistum Görlitz anknüpft und sie "hochhält" - ein wenig will er das Repertoire im klassischen Bereich ausbauen und verändern. Freilich kündigt sich damit keine Revolution an. Beim Durchstöbern des Notenschrankes hat Seyda interessante Noten gefunden, auf die er zurück greifen wird
Begeistert für diesen Beruf hat sich der Allgäuer schon in der Schulzeit, als er einen Kirchenchor leitete und an einem Kurs für Kirchenmusiker teilnahm. So kam es nicht überraschend, dass er schließlich Kirchenmusik studierte, und zwar in München. Seine erste Stelle fand er in der Heimatgemeinde Lindenberg. Von dort aus hat er sich in Görlitz beworben
Unter 15 Bewerbern - von denen keiner aus dem Bistum Görlitz stammte - erhielt Thomas Seyda den Zuschlag. Für ihn ist es ein Schritt voran. Nicht nur, weil volle Anstellungen in diesem Bereich in den Bistümern und Pfarreien Seltenheitswert besitzten, sondern "weil in Görlitz kulturell viel mehr geboten wird als zu Hause", so Seyda
Übrigens: Im Bistum Görlitz gibt es zurzeit 23 Kirchenchöre mit insgesamt 531 Chormitgliedern, fünf Kinderchöre, einen Jugendchor, vier Choralscholen und sechs Instrumentalkreise
Prälat Bernd Richter
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Sonntag, 06.02.2000