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Bistum Magdeburg

Physikstunde zur Glaubenslahre

Dieter Müller in Ruhestand

Physik- und Mathelehrer Dieter MüllerMehr als 1500 Schüler erfuhren bei ihm alles über Integral- und Differentialrechnung und viel über Quantensprünge und Spektralanalyse: Nach 38 Jahren am Norbertinum geht Dieter Müller - auch "Mathe-Müller" genannt - nun in den Ruhestand.

Kaum ein Lehrer hat es an der Schule so lange ausgehalten wie er. Selbst als das Kolleg im vergangenen Jahr schließen musste, blieb Direktor Müller im Haus und sortierte den "Nachlass": Akten von 47 Jahren, Rechnungen, Zeugnisse, Beurteilungen ... Vieles was ihm da zu Gesicht kam, ließ er im Reißwolf verschwinden. "Da waren Dinge aufgezeichnet", begründet er, "die heute keinen mehr etwas angehen."



Dieter Müllers Start in der "Priesterschmiede" war nicht ohne Schatten. "Zuerst war ich der ganz kleine Lehrer", erinnert er sich. "Auf Zeugnissen durfte ich nur als Letzter unterschreiben." Im Laufe der Jahre lernten die Kollegen und Schüler ihn schätzen: sein fachliches Können und auch seinen oft doppelbödigen Humor. Müller weiß, dass er sich dadurch in die Gefahr begibt nicht ernst genommen zu werden, dennoch hält er daran fest: "Wenn ich eine ernste Sache noch irgendwie heiter ausdrücken kann, dann tue ich's." Zumindest seine Frau und seine drei Kinder verstünden ihn fast immer, und das "ist schließlich das Wichtigste".

Trotz mancher Startprobleme: Der Mathe- und Physiklehrer fühlte sich am Norbertinum schnell "pudelwohl". Die Differenzen mit dem staatlichen Schuldienst, die ihn gegen Ende der 50er Jahre in die Arbeitslosigkeit getrieben hatten, waren überwunden; ebenso die schwere Zeit als Wetterdienstmann in Halle. Am Norbertinum und unter der Leitung seines damaligen Rektors, des späteren Magdeburger Bischofs, Johannes Braun fühlte Müller sich "heimisch".

Der christliche Schulträger gewährte ihm den Freiraum, nach dem er sich lange gesehnt hatte: Endlich konnte er seinen Gedanken über das Zusammenspiel von Naturwissenschaft und Glaube freien Lauf lassen. Dabei brachte er schon bald den Jesuiten und Philosophen Teilhard de Chardin ins Gespräch, der als einer der ersten versucht hatte, das Gemeinsame von Glaube und Naturwissenschaft ins Licht zu rücken. Wenn "Mathe-Müller" dann unerwartet anfing die Schöpfungsgeschichte zu kommentieren wurde manche Physikstunde zur Glaubenslehre

Das Zusammenspiel von Wissenschaft und Glaube beschäftigt Dieter Müller bis heute. Auch "im tätigen Ruhestand", wie er seine Zeit nach dem Norbertinum nennt, möchte er das Thema anderen "volkstümlich und anspruchsvoll" nahe bringen. Als Mitglied der Katholischen Erwachsenbildung e.V. arbeitet er jetzt an Referaten zu Themen wie "Mathematik und Musik" und "Bausteine des Lebens". Müller freut sich aber auch auf die musische Seite seines Rentner-Lebens. Flöte, Klavier und Gitarre sollen nun nicht mehr einstauben und auch Pinsel und Farben will er wieder hervor holen. Den Fotoapparat habe er ja sowieso fast immer dabei

Thomas Lazar

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 6 des 50. Jahrgangs (im Jahr 2000).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Sonntag, 06.02.2000

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