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Auf zwei Minuten

Toleranz und Selbstbewusstsein

Pater Damian

Pater Damian Meyer "Was soll's! Wenn's einem Spaß macht, soll der doch ruhig Christ sein. Solange er andere damit nicht behelligt, habe ich nichts dagegen." Solche oder ähnliche Bemerkungen hört man nicht selten. Der Christ lebt seine Glaubensüberzeugung im Umfeld einer pluralistischen Gesellschaft. Leitvorstellungen gelungenen Lebens weichen voneinander ab und wetteifern miteinander. "Es kommt nur da-rauf an, dass der Mensch gut ist": Mit dieser Erklärung werden Diskussionen über Glaube und Unglaube, Christsein oder Nichtchristsein, über unterschiedliche Weltanschauungen und Religionen oft einfach vom Tisch gewischt. Wenn man auch auf feindliche Einstellungen der Kirche gegenüber trifft, so kaum noch auf erbitterte Gegner des christlichen Glaubens. Nicht wenige Menschen unserer Gesellschaft bauen sich ihren eigenen Glauben aus Stücken verschiedener Religionen zusammen.

Man muss auf jeden Fall auch die positive Seite dieser Haltung sehen: Toleranz als Tugend der Mitmenschlichkeit zeigt aktiven Respekt vor dem abweichenden Gewissen des Nächsten und eröffnet einen Freiraum für jedermann. Die Kirche hat sich auf dem Zweiten Vatikanischen Konzil klar zu Toleranz und Dialog bekannt: "Achtung und Liebe sind auch denen zu gewähren, die in gesellschaftlichen, politischen oder auch in religiösen Fragen anders denken oder handeln als wir. Je mehr wir in Menschlichkeit und Liebe inneres Verständnis für ihr Denken aufbringen, desto leichter wird es für uns, mit ihnen ins Gespräch zu kommen" (GS 28). Das bedeutet aber keineswegs, so fährt der Text fort, dass wir gegenüber der Wahrheit und dem Guten gleichgültig sind.

Ohne Standpunkt, ohne die Überzeugung von der Einmaligkeit und unverwechselbaren Einzigartigkeit des christlichen Glaubens kann es kein echtes Gespräch geben. Man muss überzeugt sein: Christsein ist eine besonders gute und für die ganze Welt notwendige Sache, und man darf stolz und froh sein, in die Nachfolge dessen berufen zu sein, der gesagt hat: "Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben".

Pater Damian Meyer

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 7 des 50. Jahrgangs (im Jahr 2000).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Sonntag, 13.02.2000

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