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Aus der Region

Ohne Gemeinde kein Glaube

Jugendweihe

Feier für HeranwachsendeClaudia N. kommt aus einem nicht christlichen Elternhaus. Ihr Mann wurde katholisch erzogen. Aus Rücksicht auf seine Frau trat der Bräutigam aus der Kirche aus. Die beiden Söhne der aus den alten Bundesländern stammenden Eltern gehen in die achte und zehnte Klasse. Sie hatten von der Möglichkeit einer "alternativen Form der Jugendweihe" im Erfurter Dom gehört und sich informiert. Frau N. hat schon bei der Feier für den älteren Sohn Interesse an Kirche signalisiert und dem Pfarrer, der "diese Feier der Lebenswende" für nicht christliche Jugendliche gestaltet, mitgeteilt: "Bisher war ich ohne Glauben. Nun erlebe ich Kirche auf ganz andere Art als bisher. Ich überlege ernsthaft, ob ich nicht Christ werden sollte." Derzeit geht der jüngere Sohn zu den Vorbereitungsabenden auf die "Feier der Lebenswende 2000" und die Mutter kommt zum Katechumenenunterricht. Nach der Taufe im Jahr 2001 beabsichtigt der Mann, wieder in die Kirche einzutreten und beide wollen kirchlich heiraten. Unsicher ist noch, wie sich die beiden Jungen entscheiden.

Diese Tatsache bestätigt die These, dass vorrangig - wenn nicht sogar ausschließlich - dauerhafter und fruchtbringender Kontakt zu Kirche und Glauben nur über die Pfarrgemeinden geschaffen werden kann. Sicher hat jeder Christ vor Ort die Möglichkeit und auch die Aufgabe, von seinem Glauben Zeugnis zu geben, aber letztlich muss er auch dann, wenn sich jemand dafür interessiert, auf die konkrete Gemeinde verweisen und dorthin einladen können. Er kann nicht selbst die Eucharistie feiern und Kirche in ihrer vollen Form darstellen.

Wenn neuerdings durch Politiker vorgeschlagen wird, für ungetaufte Jugendliche durch Vertreter bürgerlicher Parteien, der Wirtschaft oder auch kirchlicher Akademien Angebote zu alternativen Formen der Jugendweihe zu machen, dann sehe ich darin einen sicherlich interessanten Weg, der mir jedoch nicht eindeutig genug das Ziel benennt. Wenn das Ziel aller Initiativen von Christen auf Nichtchristen hin darin besteht, eine Begegnung zwischen dem christlichen Glauben und der christlichen Gemeinde zu ermöglichen und dorthin einzuladen, dann erscheint mir der Weg über Politiker, Wirtschaftsmanager oder sogar über katholische und evangelische Akademien als ein Umweg. Man stelle sich nur einmal vor, wie viel Mut dazu gehört, auf eine konkrete Person hin zu gehen und das Interesse an Kirche und Glauben zu bekunden. Wenn dann noch einmal das Ansinnen an einen konkreten Pfarrer herangetragen werden muss, dann ist das eine doppelte Hürde, die keinem zugemutet werden kann. Der Glaube braucht die Verwurzelung in der Gemeinde. Sonst hat er keine Chance. Dompfarrer Dr. Reinhard Hauke, Domkapitular, Erfurt

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 7 des 50. Jahrgangs (im Jahr 2000).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Sonntag, 13.02.2000

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