Faires Miteinander beibehalten
Heiligenstadt
Heiligenstadt (ep) - Der Bischöfliche Kommissarius für das Eichsfeld, Propst Heinz-Josef Durstewitz, hat bei einem Neujahrsempfang den Einsatz der Verantwortlichen in Politik und Gesellschaft für die Region gewürdigt. Er erlaube sich, an dieser Stelle im Namen aller Eichsfelder zu sprechen und für alles Engagement zum Wohl des Eichsfeldes und seiner Menschen im Jahr 1999 zu danken, sagte Durstewitz am 3. Februar im Marcel-Callo-Haus Heiligenstadt. Es sei einen "speziellen Dank wert", dass Problemlösungen im Eichsfeld "gewöhnlich in gutem Miteinander versucht werden". Zugleich mahnte der Kommissarius, der auch der Erfurter Bistumsleitung angehört, intensive Bemühungen um dieses gute Miteinander auf allen öffentlichen Ebenen an.
Derzeit, so der Propst, sei zu bemerken, "wie Aufgaben, die lange Zeit als einfach galten, nun übermächtig zu werden drohen". So fehlten scheinbar oft "Lösungen", wie Kinder und Jugendliche zu einer Lebenshaltung finden können, "die wir für gesellschaftlich wichtig und tragend halten". Zuallererst sei es die persönliche Zuwendung, die jungen Menschen Orientierung und Halt bieten könne. Doch dazu, so der Seelsorger, "scheinen weder Eltern noch Gesellschaft Lust zu haben". Großschulen zum Beispiel stünden "einer Pädagogik des Personalen eindeutig entgegen". Ob im Schulbereich oder in der medizinischen Versorgung, überall regiere zunehmend das Geld. Es sei schließlich viel leichter, sich auf die Seite des Geldes zu schlagen, als sich den spannungsreichen Aufgaben des Einsatzes zum Wohl des konkreten Menschen zu stellen.
Der Kommissarius kam indirekt auch auf den CDU-Parteispenden-Skandal zu sprechen. Er erinnerte daran, dass Deutschland im Vergleich zu Ländern wie Frankreich noch in der "Kindergartenphase" der Demokratie steckt. Es gelte, die Demokratie, die man auch "als institutionalisiertes Misstrauen gegenüber den gerade Mächtigen" beschrieben habe, hinsichtlich ihrer Kontrollmechanismen auszubauen und der etwaigen Willkür Einzelner durch Hindernisse Grenzen zu setzen. Dies könne durch "die Begrenzung der Amtszeit und die Entflechtung des Amtes von möglichst vielen anders gearteten Aufgaben" geschehen.
Diözesan-Caritasdirektor Bruno Heller, der als Vertreter des Bischöflichen Ordinariates an dem Empfang in Heiligenstadt teilnahm, dankte den Eichsfeldern für ihr vorbildliches soziales Engagement. Der Leiter des Marcel-Callo-Hauses, Gerhard Jünemann, überreichte Bruno Heller, der kürzlich seinen 50. Geburtstag feierte, als kleine Ehrung die Marcel-Callo-Medaille.
Der CDU-Fraktionsvorsitzende im Thüringer Landtag, Dieter Althaus, warnte davor, die Demokratie mehr und mehr "zu einer Korporatistengesellschaft zu entwickeln". Wenn nur die in der Gesellschaft Gehör fänden, die ihre Interessen gut vertreten können, stelle sich "die Frage, ob dann an alle gedacht ist", so Althaus. Im Vorfeld der erneut anstehenden Novellierung des Thüringer Krankenhausplanes forderte Althaus die kirchlichen Krankenhausträger des Eichsfeldes auf, sich bezüglich der Kos-tenminimierung auf zukunftsfähige Lösungen etwa hinsichtlich einer Spezialisierung zu verständigen. Die Kirchen forderte der Fraktionsvorsitzende auf, ihr Engagement in der Gesellschaft, darunter im sozial-karitativen Bereich, in den Schulen oder in der Schwangerschaftskonfliktberatung fortzusetzen. Nur so sei es möglich, in der Gesellschaft etwas von der Kraft des Glaubens deutlich werden zu lassen.
Der Landrat des Eichsfeldes, Werner Henning (CDU), mahnte zu einem "guten Miteinander" aller Verantwortungsträger, auch wenn "aus der Differenziertheit der politischen Einbindungen Verlockungen" zu ungutem Umgang erwüchsen. Angesichts des CDU-Spenden-Skandals warnte Henning alle politisch anders Orientierten davor, die "christlichen Bemühungen" auf der CDU-Mitgliederebene "zu verhöhnen".
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Sonntag, 13.02.2000