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Bistum Magdeburg

Keine Scheu vor Verantwortung

Kolpingfamilie

Josef Weiß Wie viele andere Flüchtlinge und Vertriebene fand der Schlesier Josef Weiß vor 50 Jahren Aufnahme in einer mitteldeutschen Gemeinde. Dank der fürsorgenden Gemeinschaft der katholischen Pfarrjugend und der Kolpingsfamilie wurde ihm Aschersleben bald zur neuen Heimat. Seppel, wie er damals genannt wurde, schloss neue Freundschaften, passte sich an, ohne je seine Wurzeln zu verleugnen. Wenn es besonders haarig zugeht, reagiert er noch heute ganz schlesisch: "Da kennste varrickt werden!"

Wenn Josef irgendwo dazugehörte, begnügte er sich nicht mit Mitgliedschaft, er engagierte sich und übernahm Verantwortung. So war es in seiner Firma, in der politischen Partei, der er beitrat, und erst recht bei Kolping. Mitte der 50er Jahre wurde er dort zum Senior gewählt. Er war ein Praktiker, einer, der die Schippe fest im Griff hielt, wenn es darauf ankam. Aus dem Wildwuchs musste eine Anlage werden, aus dem Schafstall eine Krypta und aus der Scheune wieder eine Kapelle. Er gehörte zu denen, die auf der Konradsburg Pionierarbeit leisteten und die Voraussetzung für eine Nutzung schafften, die der Historie entspricht. Josef stand in der ersten Reihe, als in der Nachbargemeinde Frose ein Kirchbau entstand und als in Aschersleben aus der Marktkirche mit hoher Eigenleistung ein modernes Gotteshaus wurde. Beim Umbau der Pfarrkirche zu einem Gemeindezentrum gehörten bereits seine drei Söhne zu den Aktiven.

Sein stets gefüllter Aktenkoffer zeugt auch von Organisations- und Verwaltungsarbeit. Als geborener Niederschlesier schätzt er die Gemütlichkeit, kann sich aber auch leidenschaftlich ereifern, wenn über Weltpolitik diskutiert wird. Dann braucht er seine Freunde, die ihm wieder Mut machen. Es sagt sicher auch einiges über seine Person, dass er nie seine Ellenbogen benutzt, seine Knie aber arg ramponiert sind.

Entspannung findet Josef Weiß bei der Gartenarbeit und im Kreise seiner Enkel. Seine Kolpingbrüder und -schwestern sind ihm und seiner Frau Maria dankbar für vieles, was sie in den vergangenen 50 Jahren für die Kolpingsfamilie Aschersleben geleistet haben. Nach 43 Jahren legt Josef Weiß nun den Vorsitz der Kolpingsfamilie nieder.

Leo Mücke

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 7 des 50. Jahrgangs (im Jahr 2000).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Sonntag, 13.02.2000

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