Jetzt 4 Wochen kostenfrei Tag des Herrn lesen!
Aus der Region

Weihrauch - kostbarer Duft

Eine Betrachtung zu einer königlichen Gabe

Weihrauch - in dieser Form für die meisten Gottesdienstbesucher nicht sichtbar

"Den kann ich nicht riechen!" Wer das sagt, drückt damit eine unüberwindbare Antipathie gegenüber einem anderen aus. Denn zur Ausstrahlung eines Menschen gehört auch das, was die Nase seines Gegenübers wahrnimmt - und das ist nicht nur abhängig von Seife und Parfüm. Auch wenn Tiere uns bezüglich des Geruchssinns oft einiges voraus haben, er ist wohl derjenige Sinn, der den Menschen am tiefsten und nachhaltigsten prägt. Unser Unterbewusstes speichert die aufgenommenen Gerüche intensiver als Farben oder Töne.

Da der Geruchssinn im menschlichen Gehirn eng mit dem limbischen System verknüpft ist, haben Gerüche einen unmittelbaren Zugang zu unserer Gefühlswelt. So können beispielsweise aus der Kindheit vertraute Düfte noch nach Jahrzehnten ungeahnte Erinnerungen und Gefühle aufsteigen lassen. Vertraute und fremde, als angenehm und unangenehm wahrgenommene Gerüche lösen Empfindungen im Menschen aus, auf die er keinen Einfluss hat. Wenn es beispielsweise nach "Weihnachten" riecht ...

Ein altes und vielfach bekanntes Duftmittel ist der Weihrauch. Um seine beruhigende, desinfizierende und Schädlinge abwehrende Wirkung wussten Menschen bereits vor mehr als 4000 Jahren. Wohl seit dem dritten Jahrtausend vor Christus kennt man die so genannte Weihrauchstraße. Dieser alte Handelsweg auf der Arabischen Halbinsel führte vom Süden zu den Küstenstädten im Westen der Halbinsel nach Petra oder über die Oasen im Inneren nach Damaskus und Aleppo. Weihrauch war kostbar. Deshalb wurde er zum Zeichen der Verehrung. Mit dem aromatisch-balsamischen Duft sollten die Götter gnädig gestimmt werden.

Der Duft von Weihrauch gehört in katholischen Kirchen zu großen Festtagen ebenso sehr wie die Krippe zu Weihnachten. Nicht zuletzt durch die Heiligen Drei Könige -in der Bibel sind es "Sterndeuter aus dem Osten" -hat der Weihrauch einen besonderen Bezug zur Weihnachtszeit: Er ist eine der königlichen Gaben neben Gold und Myrrhe, mit denen die Weisen dem neugeborenen Gottes- und Menschensohn huldigen (Mt 2,11).

Schon das Alte Testament weiß, dass "Salböl und Weihrauch das Herz erfreuen" (Spr 27,9) und verheißt: "Ihr werdet Duft verströmen wie der Weihrauch, ihr werdet Blüten treiben wie die Lilie." (Sir 39,14) Das Buch Levitikus beschreibt im zweiten Kapitel die Verwendung von Weihrauch beim Speiseopfer.

Die katholische Liturgie verwendet Weihrauch, um damit Christus zu ehren, aber auch als Zeichen der Reinigung, Sühnung und Heiligung. Darum wird der Weihrauch vor dem Auflegen auf die Glut gesegnet.

Der Beter in Psalm 141,2 bittet: "Wie ein Rauchopfer (Weihrauch) steige mein Gebet vor dir auf." Und das letzte Buch des Neuen Testaments, die Offenbarung des Johannes (8,4), spricht davon, dass "aus der Hand des Engels ... der Weihrauch mit den Gebeten der Heiligen zu Gott" emporsteigt.

Weihrauch ist getrocknetes Harz des Weihrauchbaumes Boswellia. Er besteht also aus dem Wund-, dem Lebenssaft dieser Pflanze, von der es mehr als ein Dutzend Arten gibt. Aus dem Innersten des Menschen kommen seine Gebete -und mit den Weihrauch-Schwaden sollen sie zu Gott emporsteigen. Wie der Weihrauch jedoch erst mit der Glut des Feuers in Kontakt kommen muss, um seinen Duft entfalten zu können, so brauchen unsere Gebete die Glut der Liebe, die Glut der Sehnsucht, um zum Himmel "emporsteigen" zu können.

Elisabeth Meuser

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 51 des 51. Jahrgangs (im Jahr 2001).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Donnerstag, 20.12.2001

Aktuelle Empfehlung

Der TAG DES HERRN als E-Paper - Jetzt entdecken!

Aktuelle Buchtipps