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Auf zwei Minuten

Hier ist gut wohnen

Pater Damian

Fragt uns jemand, wo wir wohnen, geben wir unsere Adresse an. Damit haben wir die Frage beantwortet, jedenfalls vordergründig und im allgemeinen Verständnis. "Wo wohnst du?" Diese Frage kann aber auch tiefer gehen: Wo bist du geistig und spirituell zu Hause? Wo fühlst du dich wohl und geborgen und "daheim"?

Als die zwei Jünger des Täufers Johannes Jesus begegneten, fragten sie ihn: "Meister, wo wohnst du?" Und Jesus antwortete: "Kommt und seht!" Das Johannesevangelium berichtet weiter: "Da gingen sie mit und sahen, wo er wohnte, und blieben jenen Tag bei ihm" (Joh 1,38-39). Ich kann mir nicht vorstellen, dass Jesus den beiden nur sein Haus oder sein Zimmer gezeigt hat (falls er überhaupt eines hatte!). Er muss ihnen nahe gebracht haben, was ihn bewegt und wie er lebt: Seine Nähe zum Vatergott, seine Sendung, das Kommen des Reiches Gottes. Die beiden Jünger waren jedenfalls überzeugt, den Messias gefunden zu haben.

Im Johannesevangelium spricht Jesus, das "Wort, das unter uns gewohnt hat", an mehreren Stellen vom Wohnen und von Wohnung: "Im Hause meines Vaters gibt es viele Wohnungen ... Wenn ich gegangen bin und einen Platz für euch vorbereitet habe, komme ich wieder und werde euch zu mir holen, damit auch ihr dort seid, wo ich bin" (Joh 14,2-3). Im Weiteren stellt sich heraus, dass diese "Wohnungen" nicht irgendwo "droben" sind, sondern bei und unter uns: "Wenn jemand mich liebt, wird er an meinem Wort festhalten; mein Vater wird ihn lieben, und wir werden zu ihm kommen, und bei ihm wohnen" (Joh 14,23). Die Liebe zu Gott und zum Nächsten schafft Wohnung für Gott und den Menschen: "Wenn wir einander lieben, bleibt Gott in uns, und seine Liebe ist in uns vollendet" (1 Joh 4,12). Wo immer Menschen einander lieben und Gott einlassen, von dem Ort ist zu sagen: "Hier ist gut wohnen."

Pater Damian Meyer

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 8 des 50. Jahrgangs (im Jahr 2000).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Sonntag, 20.02.2000

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