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Aus der Region

Was tun mit Theologie-Diplom?

Job-Management

Mentor Dr. Michael Gabel mit Studentinnen

Erfurt (pw/ep) - Auch Laientheologen haben es nicht einfach: Sie studieren Theologie, erwerben ein Diplom, können oder wollen aber nicht alle in der Kirche eine Aufgabe übernehmen. Doch was dann tun mit der soliden Ausbildung? Das kürzlich an der Theologischen Fakultät Erfurt ins Leben gerufene Projekt "Job-Management" will die jungen Leute bei ihrer Suche nach einer beruflichen Aufgabe unterstützen. Geplant ist, ihnen Zuschüsse für Aufwendungen rund um Praktika und Weiterbildungen zu gewähren. Die Commerzbank-Stiftung hat dafür mit einer Spende von 10 000 Mark einen Grundstock gelegt.

"Ein Schritt in die richtige Richtung", sagt Patricia Erben. Die 25-Jährige hat - noch ohne Unterstützung durch "Job-Management" - drei Praktika absolviert, um sich für die Zeit nach dem Studium nach einem beruflichen Arbeitsfeld umzusehen: im Thüringer Kultusministerium, bei der Erwachsenenbildung der Diözese Rottenburg-Stuttgart und beim Leipziger Tag des Herrn. Doch solche Praktika sind mit Ausgaben verbunden, die - besonders wenn es um Reise- und Unterbringungskosten geht - den studentischen Geldbeutel schnell überfordern.

"Ein Teil unserer Laientheologen möchte in die Gemeindeseelsorge", sagt der Mentor der Laienstudenten an der Theologischen Fakultät Erfurt, Dozent Michael Gabel. Eine entsprechende Informationsschrift der Fakultät heißt es, dass auch Arbeitsstellen in der Notfallseelsorge oder in der Sterbebegleiterung in der Hospizarbeit begehrt sind. Eine immer größer werdende Gruppe dränge in den gesellschaftlichen oder wirtschaftlichen Bereich, "wobei neben der Verwirklichung eigener Fähigkeiten und Interessen auch eine Rolle spielt, dass die meisten ohne Zusage eines späteren Einsatzes in der Kirche studieren. Für andere Berufsfelder jedoch sind oft zusätzliche Ausbildungen nötig."

Die Studenten jedenfalls nehmen dafür Zeit und Mühen in Kauf. Denn ohne eine zusätzliche Ausbildung werden die wenigsten als Redakteure, Bildungsreferenten oder im sozialpädagogischen Bereich eine Anstellung finden. Theologiestudentin Ines Hansel zum Beispiel will ein Praktikum in der Personalabteilung einer Bank machen. "Mir ist bewusst", stellt die 23-Jährige nüchtern fest, "dass ich mich noch anderswo umsehen muss, wenn ich beruflich unterkommen will." Dank "Job-Management" können die Studenten ab sofort finanzielle Unterstützung für dabei entstehende Kos-ten beantragen. Voraussetzung ist, dass sie sich einen Praktikums- oder Kursplatz außerhalb der Hochschule selbst besorgt haben und sich an den Kosten beteiligen.

"Toll, dass sich unsere Professoren um unsere Zukunft Gedanken machen", freut sich Laientheologin Monika Wenderdel. Die Diplomstudentin des neunten Semesters sieht neben der finanziellen Seite noch einen weiteren Vorteil des Projekts: "Im Laufe der Zeit werden eine Vielzahl von Erfahrungen, Ideen und Perspektiven bei uns zusammengetragen, von denen alle profitieren." Patricia Erben kann solche Erfahrungen bereits einbringen. "Bei meinen Praktika war weniger das theologische Detailwissen gefordert. Entscheidend waren das menschliche Zeugnis und die im Studium erworbenen Schlüsselqualifikationen wie Sprachkenntnisse, Umgang mit Texten, analytisches Denken und anderes mehr." Bei ihren Praktika hat die junge Frau für sich "die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit als eine berufliche Möglichkeit entdeckt". Nach ihrem Diplom-Abschluss wird sie ein weiteres Praktikum beim MDR-Fernsehen absolvieren.

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 8 des 50. Jahrgangs (im Jahr 2000).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Sonntag, 20.02.2000

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