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Bistum Magdeburg

Östlicher "Lungenflügel" gestärkt

Neue Kirche in Halle

Erzbischof Feofan (mit Kreuz) weiht neue KircheHalle (dw) - "Die Kirche sollte lernen, mehr mit ihren beiden Lungenflügeln zu atmen." Dieses Wort von Papst Johannes Paul II., das sich auf die kirchliche Tradition in Ost und West bezieht, rief der Magdeburger Weihbischof Gerhard Feige in Erinnerung, als am 11. Februar die erste orthodoxe Kirche in Sachsen-Anhalt geweiht wurde. Er äußerte die Hoffnung, die neue Hauskirche des Kreuzes und der Auferstehung Christi könne dazu beitragen, bei evan-gelischen und katholischen Christen das Interesse an der orthodoxen Kirche zu verstärken.

In Kellergewölben der Franckeschen Stiftungen ist eine kleine Kirche entstanden, die künftig nicht nur den russisch-orthodoxen Christen, sondern auch Gläubigen anderer östlicher Kirchen als Gottesdienstraum dienen soll. In Halle sind eine Reihe von Kirchen vertreten, insbesondere durch ausländische Studenten der Martin-Luther-Universität, aber auch durch konfessionsverbindende Spätaussiedler-Familien aus verschiedenen osteuropäischen Ländern. Am orthodoxen Weihegottesdienst nahmen Vertreter der armenisch-apostolischen Kirche, der koptischen und der syrischen Kirche in Indien teil.

"Wir haben das Gefühl, dass wir uns immatrikulieren ins Leben der ganzen christlichen Gemeinde in Halle", sagte der Berliner Erzbischof Feofan, der Vertreter des Moskauer Patriarchats in Deutschland, bei einem Festakt im Anschluss an den Gottesdienst. Er wünsche sich, dass die neue Hauskirche, die sich im gleichen Gebäude wie das Canstein-Bibelzentrum befindet, eine geistige Heimat werde für die orthodoxen Christen in Sachsen-Anhalt. Die orthodoxe Gemeinde von Halle, zu der etwa 50 Gläubige gehören, wird von Alexej Tomjuk, dem Priester der Leipziger Gemeinde, betreut. Schon seit einiger Zeit feiert er in Halle regelmäßig Gottesdiens-te. Bisher stellte die katholische Neustadt-Gemeinde dafür ihre Moritzkirche zur Verfügung.

Ein Künstler-Ehepaar aus Moskau gestaltet das Kirchengewölbe mit Ikonen und Fresken aus. Die Gemälde von hohem künstlerischen Wert stellen Szenen aus dem Alten und Neuen Testament sowie Heiligenfiguren dar. Während die Ausmalung des Kirchenraumes abgeschlossen ist, liegen die Fresken des Vorraumes erst in Entwurfsskizzen vor. Auf den salzhaltigen Kellerwänden wäre die dauerhafte Aufbringung von Fresken eigentlich nicht möglich gewesen. Winfried Ziegemeier, Architekt der Franckeschen Stiftungen, ließ auf den Wänden hinterlüftete Verschalungen installieren, die nun als Untergrund für die Gemälde dienen.

Für die Franckeschen Stiftungen sei die Weihe der orthodoxen Kirche ein neues Kapitel in ihren 300 Jahre alten Beziehungen zu Russland, sagte der Direktor der Stiftungen, Professor Paul Raabe. Bereits August Herrmann Francke habe intensive Kontakte nach Russland gepflegt. Einige seiner Schriften seien auch schon zu Lebzeiten in der hauseigenen Druckerei in russischer Sprache veröffentlicht worden.

Zu denen, die sich maßgeblich für den Bau der Hauskirche eingesetzt haben, gehört der Dekan der Theologischen Fakultät an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, der Ostkirchen-Experte Professor Hermann Goltz. Er zeigte sich besonders erfreut über den Namen der Kirche.

Das nach Kreuz und Auferstehung benannte Gotteshaus erinnere an "die bedeutendste christliche Kirche" in Jerusalem, die in westlicher Tradition Grabes- und in östlicher Tradition Auferstehungskirche heiße. Wie dieses alte Zentrum des Glaubens sei auch die neue Kirche in Halle Ausdruck der Verbindung zwischen Christen unterschiedlicher Konfessionen. Unter anderem erwähnte der evangelische Professor, dass verschiedene Kirchen sich durch Spenden am Bau beteiligt haben. Das Hallische Oktett der Martin-Luther-Uni, das sich auf Hermann Goltz' Initiative hin seit Jahren der orthodoxen Chormusik widmet, umrahmte den Festakt musikalisch und gab auch während des Gottesdienstes seinen Beitrag.

Der nächste orthodoxe Gottesdienst in der Hauskirche zum Kreuz und zur Auferstehung Christi im Haus 24 der Franckeschen Stiftungen, Franckeplatz 1, wird am 19. Februar, 9 Uhr gefeiert.

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 8 des 50. Jahrgangs (im Jahr 2000).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Sonntag, 20.02.2000

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