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Für jeden Tag gab es ein Wort

Bahnhofsmission Chemnitz regte mit Adventskalender zum Nachdenken an

Der Adventskalender im Chemnitzer Bahnhof

Chemnitz (jak) -Zwar war Schwester Bernadette Böhm mit dem Standort des Adventskalenders der Kirchlichen Bahnhofmission im Chemnitzer Hauptbahnhof nicht so ganz zufrieden, denn dort, wo er zentral hätte stehen können, befanden sich plötzlich zwei neue Fahrkartenautomaten. Dennoch ist sie froh, die Idee von Freiburger Kollegen aufgegriffen zu haben, die im vergangen Jahr gute Erfahrungen mit ihrem Adventskalender gesammelt hatten.

Der Chemnitzer Kalender enthält für jeden Tag bis Weihnachten einen besonderen Impuls, der in schriftlicher Form mitgenommen werden kann -nach Hause, zur Arbeit, zum Amt. "Chemnitzer schreiben für Chemnitzer", konkretisiert Schwester Bernadette das Anliegen, die Menschen sollen eine Botschaft erhalten, die zum Leben hilft. "Es geht uns darum, als kirchliche Einrichtung darauf hinzuweisen, dass der Advent eine Zeit der Besinnung ist, auf sich selber und auf Mitmenschlichkeit. Zu Wort kommen in der Aktion Christen, aber auch Nichtchristen. Die Liste der Schreibenden ist lang: Der Dekan, der evangelische Superintendent, der Bahnhofsmanager, ein Lokführer, Schwester Bernadette selbst sowie viele andere. Der Chemnitzer Oberbürgermeister, Dr. Peter Seifert, schrieb beispielsweise: "Geben Sie Freude einfach weiter, oft genügt schon ein Lächeln, manchmal bedarf es aber auch tatkräftiger Hilfe. Lassen Sie uns gemeinsam, im Kleinen wie im Großen, für ein besseres Miteinander und gegenseitiges Verständnis sorgen. Echte Weihnachtsfreude wird erst so erlebbar."

Dass viele aber diese Weihnachtsfreude nicht empfinden können, weiß Schwester Bernadette -die die Bahnhofsmission von katholischer Seite aus mitleitet -aus eigener Erfahrung. "Diese Zeit ist für unsere Leute die schlimmste Zeit des Jahres. Es muss furchtbar sein, all diese Einsamkeiten, diese Armut ständig auszuhalten." Dennoch will sie nicht resignieren, jemand soll dasein für all diese Menschen, die keine oder kaum Hoffnung in ihrem Leben sehen. Schwester Bernadette verweist an dieser Stelle auf die Doppeldeutigkeit des einstigen Mottos der Bahnhofsmissionen "Dass der Mensch zum Zuge kommt". "Zum Zuge" heißt für sie auch, reale Chancen für die Vereinsamten, die Alkoholkranken, die Getrennten, die Arbeitslosen.

Um an Weihnachten eine Alternative anzubieten, wird am Heiligabend in der Bahnhofshalle um 17.30 Uhr ein ökumenischer Weihnachtsgottesdienst gefeiert. Eingeladen sind alle Chemnitzer, die Leute vom Bahnhof -Mitarbeiter der Bahn, des Bundesgrenzschutzes, der Geschäfte -und schließlich die Obdachlosen. Not Leidende erhalten dabei Geschenke, die in einer Zeitungsaktion gesammelt wurden. Danach geht es in die Räume der Bahnhofsmission, wo sich die Mitarbeiter Zeit nehmen für all die Menschen, die sonst einen Abend ohne Mitmenschlichkeit verleben müssten. Die Kirchliche Bahnhofsmission Chemnitz wird von der örtlichen Caritas und von der Diakonie getragen. Evangelischer Leiter ist Johannes Böttger. 30 Prozent der Arbeit sind konkrete Hilfen am Zug wie Umsteigehilfen. Die sozialen Dienste nehmen den Haupteil des Engagements in Anspruch, 70 Prozent.

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 51 des 51. Jahrgangs (im Jahr 2001).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Donnerstag, 20.12.2001

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