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Bistum Erfurt

Kirche muss Profil zeigen

Jugendarbeit

Schwarza (ep) - Für Sebastian, Sarah, Tobias, Maria und Philipp steht fest: Die Angebote im Rahmen der Offenen Kinder- und Jugendarbeit der katholischen Kirche "Centro" sind einmalig in der Region Rudolstadt-Schwarza / Bad Blankenburg. Im Gemeindehaus der Schwarzaer Pfarrei St. Josef haben sie ein zweites Zuhause gefunden. "Ich bin fast jeden Tag hier und treffe meine Freunde", sagt Sebastian. "Hier fühle ich mich wohl und auch als jemand, der an Gott glaubt, richtig angenommen. Denn in meiner Klasse bin ich der einzige Christ."

Regional-Jugendreferent Markus Könen, der seit September 1997 die Angebote von Centro aufbaut und koordiniert, freut das natürlich. Könen bietet derzeit jeweils montags einen thematischen Jugendabend in der Pfarrgemeinde Rudolstadt an. Philipp (17): "Da ging es zum Beispiel schon mal um die Frage: Was kann man am besten sagen, wenn man Rede und Antwort stehen soll, warum man an Gott glaubt und sonntags zur Kirche geht. Ein anderer Abend stand unter dem Thema: ,Warum sonntags in die Kirche gehen?' Da war unser Rudolstädter Pfarrer Joachim Belka da. Wir haben uns am Montagabend aber auch schon mal einen Film im Kino angesehen." Neben dem thematischen Angebot in Rudolstadt besteht täglich für die Jugendlichen die Möglichkeit, in den Räumen der Pfarrei St. Josef in Schwarza zusammenzukommem. Jeden Freitagabend findet hier auch ein offener Jugendtreff statt, der nicht zuletzt von vielen jungen Leuten, die aus der Region stammem und jetzt andernorts in der Lehre sind oder studieren, gern wahrgenommen wird, wie Könen sagt.

Doch der Jugendreferent möchte über diese Angebote hi-naus, die vorwiegend von christlichen Kindern und Jugendlichen wahrgenommen werden, ganz bewusst auch für nichtchristliche junge Leute dasein: "Ich möchte Mädchen und Jungen, die nicht die Chance haben, in einer christlichen Gemeinde aufzuwachsen, Möglichkeiten anbieten, die ich in ihrem Alter hatte, und ihnen damit etwas zum Gelingen für ihr Leben anbieten", sagt Könen, der aus Mülheim (Ruhr) stammt und im Umfeld der Jugendarbeit von Salesianern seine Jugendzeit verlebt hat. "Wir wollen kein Haus der offenen Tür errichten. Das können wir kräftemäßig nicht leisten", sagt Könen. "Aber es gibt im Landkreis Saalfeld-Rudolstadt viel Bedarf für Angebote offener Jugendarbeit. Gerade im alten DDR-Plattenbaugebiet Volk-stedt-West sind entsprechende Angebote für Jugendliche unheimlich wichtig", so Könen. Als Kirche haben wir hier die Chance, Profil zu zeigen. Und ich versuche dies zu tun, soweit es mir möglich ist."

So wundert es nicht, dass an den von Centro seit 1997 veranstalteten Sommerfahrten nach Angaben von Könen etwa ein Drittel Nichtchristen teilnehmen. "Im vergangenen Jahr waren wir in einem Selbstversorgerhaus in Österreich", erzählt Maria (15) aus Rudolstadt. "Wir sind gewandert, haben uns ein Salzbergwerk angesehen, waren in Salzburg". In diesem Jahr ist wieder ein solches zweiwöchiges Sommerlager in einem Selbstversorgerhaus geplant. 55 Kinder und Jugendliche haben sich inzwischen dafür angemeldet. Zudem werden maximal 32 Jugendliche ab 16 Jahren in eigener Regie eine Ferienfahrt nach Kroatien unternehmen. Zu einem Begriff in der Region ist inzwischen die jährliche "Summer- night-Open-Air"-Party geworden, die diesmal am 30. Juni stattfindet. 350 junge Leute waren dazu im vergangenen Jahr gekommen. Und zum Abschluss des Kirchenjahres findet jedes Jahr vor dem ersten Adventssonntag(!) eine "Silvesterparty" statt.

"Unser größtes Problem für die alltägliche Arbeit sind fehlende Räume", sagt Könen. "Bei unseren jährlich stattfindenden Teamtagen, die eine gute Chance sind, Demokratie einzuüben, entstand zum Beispiel die Idee, eine Art Café für Jugendliche einzurichten. Doch es scheitert an den Räumen. Wir sind dem Pfarrer und der Schwarzaer Pfarrgemeinde zwar sehr dankbar für ihre Gastfreundschaft. Wesentlich besser aber wären eigene Räume."

Platz wünscht sich Könen zum Beispiel für die gerade gemeinsam mit einer pensionierten Lehrerin geplante Hausaufgabenbetreuung für Schüler der fünften und sechsten Klasse, wobei auch an Angebote über die Hilfe bei den Schularbeiten hinaus gedacht ist. Denn keine 200 Meter vom katholischen Gemeindegrundstück entfernt befindet sich eine Regelschule, wo bist Ende vergangenen Schuljahres eine ABM-Kraft Schulsozialarbeit geleistet hat. Doch dieses Angebot ist weggefallen und Könen will einspringen. "Ich möchte, dass wir den Kindern und Jugendlichen eine sinnvolle Freizeitbeschäftigung anbieten." So hofft der Regional-Referent für Kinder- und Jugendarbeit auf die Unterstützung des Paderborner Bonifatiuswerkes, denn ein Anbau an das katholische Gemeindehaus dürfte wenigsten 500 000 Mark kosten, was die Gemeinde niemals aufbringen kann. Und von Landkreis und Kommune sei nichts zu holen, so Könen.

Zum ausdrücklich religiösen Programm von Centro gehört die jährliche Kinderbibelwoche zum Beginn der Fastenzeit. 1999 stand die Gestalt des Petrus im Mittelpunkt. In diesem Jahr wird es vom 13. bis 17. März um Rut, die Frau aus dem Alten Testament, gehen. Neben der unmittelbaren Arbeit mit den Kindern und Jugendlichen leitet Könen derzeit auch einen Kreis von Firmkatecheten. "Gemeinsam mit den Müttern und Vätern machen wir uns Gedanken um die Firmvorbereitung der Jugendlichen", sagt Könen. "Die Weggemeinschaft von Jugendlichen und Erwachsenen ist wichtig, um die anzutreffende Hilflosigkeit in den Fragen des Glaubens aufzubrechen", so der Jugendreferent. Für den Herbst ist im Rahmen der Firmvorbereitung mit zwölf Firmlingen und vier Betreuern eine einwöchige Fahrt nach Malta geplant.

An diesem Freitagabend sind es wieder 30 junge Leute, die sich in der Schwarzaer Edelhofstraße 7 eingefunden haben. Der Abend hat mit einem Friedensgebet begonnen. Nun ist Gelegenheit, miteinander zu reden, zu spielen, zusammen zu sein. Maria (15): "Meistens quatschen wir oder spielen etwas. Und manchmal machen wir auch eine lange Video-Filmnacht."

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 9 des 50. Jahrgangs (im Jahr 2000).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Sonntag, 27.02.2000

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