Rote Karte zeigen
Big Brother
Erfurt (tdh) - Der Arbeitskreis Thüringer Familienorganisationen (AKF) hat sich in der vergangenen Woche bei einer turnusmäßigen Sitzung entschieden gegen die RTL2-Show "Big Brother" ausgesprochen, bei der sich je fünf Männer und Frauen in einem Wohncontainer über 100 Tage einer Kameratotalüberwachung aussetzen. Wer am längsten dabei aushält, erhält 250 000 Mark. Ilse Neumeister, Medienbeauftragte im AKF, sprach von einem "unerträglichen und entwürdigenden Menschenversuch", der nicht nur die Grenzen des Geschmacks, sondern die Würde des Menschen verletze. "Ein enger Raum, eine Stunde Wasser am Tag und das bei zig laufenden Überwachungskameras - das ist ein Menschenzoo", so Neumeister.
Kurt Herzberg, Landesgeschäftsführer des Katholischen Familienbundes, gab darüber hinaus zu bedenken, dass die Medienfreiheit des Grundgesetzes hier offensichtlich an seine Grenzen stößt. Die Show würde weder die Wirklichkeit abbilden noch irgendwie künstlerisch verarbeiten. Die Teilnehmer sollen vielmehr künstlich in Stresssituationen versetzt werden, um ihre Reaktionen zu vermarkten. Herzberg: "Die Anlage des Menschenversuchs erinnert an Methoden von Psycho-Sekten. Wer diese Sendung als Zuschauer unterstützt, macht sich moralisch mitschuldig. Niemand kann diese Exzesse des Medienvoyeurismus ernsthaft befürworten." .
Die im AKF zusammengeschlossenen Familienverbände Thüringens rufen nicht nur zu einem Boykott von "Big Brother" auf. Proteste - gerade auch von Familien - sollten die Programmverantwortlichen zum Abbruch dieses Projektes bringen. Neumeister: "Zeigen wir den Machern von RTL2 die "Rote Karte"! Schreiben wir ihnen, dass wir menschenverachtende Fernsehsender meiden und die von RTL beworbenen Produkte nicht kaufen. Damit treffen wir sie an der empfindlichs-ten Stelle - dem Geldbeutel"
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Sonntag, 27.02.2000