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Bistum Erfurt

Nicht allein

Gedanken zum Weihnachtsfest von Bischof Wanke

Bischof Joachim Wanke

Liebe Leserinnen und Leser!

Der Mensch besteht nicht nur aus Kopf und Verstand -er lebt auch aus den Kräften des Herzens und des Gemütes. Das zeigt sich besonders zu Weihnachten. Dem Zauber der weihnachtlichen Stimmung kann sich kaum einer entziehen, auch wenn wir manchmal über die Festvorbereitungen und die damit verbundenen Verpflichtungen stöhnen.

Den Inhalt des christlichen Weihnachtsfestes kann man auf diese kurze Formel bringen: Wir Menschen sind auf dieser Erde nicht mit uns allein! Es gibt jemanden, der mit uns einen Dialog beginnen will. Über unserem Leben waltet nicht der Zufall. Das Warum unseres Daseins hier auf Erden ist kein unlösbares Rätsel. Hinter allem, was unser Leben ausmacht, wartet eine Stimme, die uns anruft und aus der "Reserve" locken will, so wie durch eine Begegnung mit einem interessanten Menschen das eigene Leben verändert werden kann.

Der christliche Glaube weiß, dass Gott nicht einfach so wie eine menschliche Person ist. Er ist größer und unbegreiflicher als die Rätsel des Universums, bei deren Erforschung wir ja bekanntlich an kein Ende kommen. Er hat sich für uns anschaulich, im wahrsten Sinne des Wortes "begreifbar" gemacht in Jesus von Nazareth. Dieser Jesus ist die Stimme Gottes, die jeden Menschen aus aller Selbstgenügsamkeit und Isolation herauslocken will. Christlicher Glaube ist nicht ein Für-wahr-Halten von irgendwelchen absonderlichen Glaubenssätzen, sondern eine Einladung zu einem Dialog, der mich verändert! Mit dem Gott Jesu Christi "ins Gespräch kommen" -das ist die innerste Mitte des Christ-Seins. Alles, was mir begegnet, vor allem aber das Wort und das Leben Jesu stellen für mich einen Anruf dar, auf den ich zu antworten suche. Man muss nur aufmerksam sein, Stille und Besinnlichkeit zulassen, dann hört man aus den Worten und Taten Jesu eine Botschaft, die für mein Leben wichtiger ist als alles, was Alltagsgespräche beinhalten können.

Die weihnachtlichen Festtage bieten die Gelegenheit, wieder einmal mehr zum Hören und zum persönlichen Gespräch und auch zum "Gespräch" mit Gott zu kommen. Die weihnachtlichen Gottesdienste wollen dazu Anregung geben. Ich wünschte mir, dass alle Kinder in Deutschland in diesen Tagen von ihren Eltern oder Großeltern die Geburtsgeschichte Jesu aus der Bibel vorgelesen bekämen. Geschichten bilden nicht nur. Manche Geschichten berühren auch unser Herz. Von dieser Geschichte im Lukasevangelium Kapitel 1 und 2 gilt das mit Sicherheit.

Allen Leserinnen und Lesern unserer Kirchenzeitung wünsche ich Festtage, die die Freude am Miteinander in den Familien und Freundeskreisen stärken. Christen wie Nichtchristen verbindet der Wunsch nach einem friedvollen und guten neuen Jahr, nicht nur für uns hier in Deutschland, sondern in aller Welt. Dieser Friede fängt dort an, wo Menschen aufeinander hören und miteinander ins Gespräch kommen. Ihnen allen frohe Weihnachtstage und ein gesegnetes neues Jahr 2002!

Ihr Bischof Joachim Wanke

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 51 des 51. Jahrgangs (im Jahr 2001).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Donnerstag, 20.12.2001

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