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Nach ihm wurde das Neandertal benannt

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Das Lied "Lobet den Herren, den mächtigen König der Ehren" gehört zu den bekanntesten Kirchenliedern. Es steht sowohl im "Gotteslob" wie im neuen "Evangelischen Gesangbuch". und wenigstens die erste Strophe können viele immer noch auswendig singen. Die Melodie geht auf ein Studentenlied von 1641/42 zurück. Neben "Stille Nacht, heilige Nacht" ist es das verbreitetste Kirchenlied.

Der Name des Verfassers ist auch vielen noch geläufig, die seine Lieder nicht singen: Nach ihm ist das Neandertal zwischen Düsseldorf und Mettmann benannt. Und die Menschengruppe, deren Skelettreste 1856 dort gefunden wurden, sind als Neandertaler in die Geschichte eingegangen. Sie lebten am Ende der letzten Eiszeit, die vor 120 000 Jahren begann und etwa vor 40 000 Jahren endete.

Joachim Neander wurde 1650 in Bremen geboren. Das genaue Geburtsdatum ist nicht bekannt. Er studierte in seiner Vaterstadt evangelische Theologie. Durch besonderen Eifer hat er sich dabei nicht hervorgetan. Die entscheidende Prägung erhielt er gegen Ende seines Studiums, als er gegen 1670 den pietistischen Prediger Theodor Undereyk hörte. Er predigte gegen die Verweltlichung in der reichen Hansestadt, führte kirchliche Unterweisung für Kinder und Jugendliche, sogar für Knechte, Mägde und andere Personen der unters-ten sozialen Schichten ein. Neander fühlte sich stark zu ihm hingezogen.

Von 1674 bis 1679 war er Rektor am Gymnasium der reformierten Gemeinde in Düsseldorf. Aus mehreren Gründen kam es zu Konflikten zwischen dem Konsistorium und dem Rektor. Die eigentliche Ursache war die Absonderung Neanders von der Gemeinde, im so genannten Konventikelwesen. Besonders Erweckte, besonders Fromme trafen sich außerhalb der Gottesdienste zu Bibellesung und Gespräch, zu Gebet und Gesang. Bald blieben sie den Gemeindegottesdiensten fern. Nach wiederholten Strafandrohungen unterwarf sich Neander schriftlich und bekannte seinen "Irrthumb und Mißverstand".

So war er froh, 1679 als Hilfsprediger nach Bremen gehen zu können. In Bremen ist er auch am Pfingstmontag 1680 gestorben. Er war unverheiratet und noch immer nicht Pfarrer geworden. Ob er das soeben erschienene Buch seiner Lieder und Gedichte noch in den Händen gehalten hat, ist nicht bekannt. Es enthielt 57 Lieder. Die meis-ten davon hat er in Düsseldorf verfasst. Dazu war er oft durch die Stadt gewandert, und hatte sich in einer Felsenschlucht aufgehalten, die damals "das Gesteins" hieß und auf deren Grund die Düssel floss. Als später mit dem Kalksteinabbau begonnen wurde, verbreiterte sich die Schlucht zu einem breiten Tal und erhielt Neanders Namen.

Seine Lieder und Gedichte sollten der Erbauung dienen und zugleich vor dem Verstand bestehen können. Neanders Texte sind einfach, meist ohne poetischen Glanz, dabei aber warm und herzlich und frei von jeglicher Mystik. Jürgen Israel

Nachtrag: Das erwähnte Lied "Lobe den Herren, den mächtigen König der Ehren" ist unter der Nummer 392 auch im neuen Gotteslob von 2013 enthalten.
Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 9 des 50. Jahrgangs (im Jahr 2000).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Sonntag, 27.02.2000

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