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Bistum Erfurt

Neue Rehabilitationswerkstatt eingeweiht

Christopheruswerk Erfurt

Erfurt (ep) - Gern zeigt Mario Näther den Gästen, die zur Einweihung gekommen sind, wie Folientüten für Plastikdübel verschweißt und Kabelhalter für den Einsatz in der Computertechnik vorbereitet werden. Wie viele andere Menschen mit psychischer Erkrankung / seelischer Behinderung ist der 26-Jährige dankbar für die guten Bedingungen, unter denen er arbeiten kann, seit die Rehabilitationswerkstatt des Erfurter Christopheruswerkes Ende Januar vom Haarberg in die Paul-Schäfer-Straße im Erfurter Norden gezogen ist.

Geschäftsführer Norbert Jahnke sprach es denn auch stellvertretend für alle in der Werkstatt Tätigen bei der Einweihung am 23. Februar aus: "Mitarbeiter und Beschäftigte sind dankbar für die Möglichkeiten, die sie hier vorfinden, auf die sie viele Jahre gehofft, aber an die sie manchmal schon nicht mehr geglaubt haben." Dankbar sei man vor allem der Investorenfirma IFN Schmitt aus Karlsruhe, die die Werkstatt nach den Wünschen des Christopheruswerkes und nach den einschlägigen gesetzlichen Bestimmungen errichtet und dem Christopheruswerk per langfristigem Mietvertrag zur Verfügung gestellt habe. So sei es möglich geworden, erheblich bessere Bedingungen für die Arbeit zu erhalten, nachdem klar war, dass die bisherige Werkstatt aufgrund von Rückführungsansprüchen bis zum Jahreswechsel den Haarberg verlassen musste.

"In der heutigen Gesellschaft zählt vor allem Leistung", sagte Diözesan-Caritasdirektor Bruno Heller bei der Einweihung. "Die Leistungsstarken allerdings haben den Auftrag, für die Schwächeren mit einzustehen", mahnte der Caritasdirektor. "Weil Menschen nicht alle gleich leis-tungsstark sind, ist es uns als Kirche wichtiges Anliegen, am Rande stehenden Menschen Lebensmöglichkeiten zu eröffnen." Im Rahmen des Christopheruswerkes geschehe dies seit DDR-Zeiten in ökumenischer Zusammenarbeit, erinnerte Heller. Caritas wie evangelischer Kirchenkreis Erfurt, die zu gleichen Teilen Träger des Christopheruswerkes sind, seien zugleich aber auch dankbar für diese Möglichkeit, Menschen beistehen zu können. "Ich wünsche der Werkstatt, dass sie immer genügend Aufträge hat, um Menschen Arbeit geben zu können", sagte der Caritasdirektor während einer Andacht anlässlich der Einweihung.

In der Werkstatt in der Paul-Schäfer-Straße 97 haben 60 Personen einen Arbeitsplatz. Diese Plätze bieten die Möglichkeit, Menschen mit psychischer Erkrankung / seelischer Behinderung berufliche Rehabilitation, Förderung und Begleitung anzubieten. Ziel sei es, Menschen, die wegen der Art und Schwere ihrer Behinderung nicht, noch nicht oder noch nicht wieder auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt tätig sein können, eine Eingliederung oder Wiedereingliederung in das Arbeitsleben und damit in die Gesellschaft zu ermöglichen, so Geschäftsführer Jahnke.

Zum Arbeits- und Dienstleis-tungsangebot der Rehabilitationswerkstatt gehören die Arbeitsfelder Verpackung, Montage, Elektrokabel- und Elektronikrecycling, Näherei, Aktenvernichtung, PC-Arbeitsplätze / Büroservice. Zudem besteht eine Dienstleistungsgruppe Maler- und Renovierungsarbeiten.

Die Geschichte der Rehabilitationswerkstatt reicht in das Jahr 1990 zurück. Daran erinnerte Geschäftsführer Jahnke während der Einweihungsfeier. Der Erfurter Runde Tisch hatte damals vereinbart, das ehemalige Objekt des DDR-Ministeriums für Staatssicherheit auf dem Erfurter Haarberg zu übernehmen und die Gebäude zu einer Werkstatt und zu einem Wohnheim für Menschen mit Behinderungen auszubauen.

Bereits im Februar 1990 begannen die ersten Mitarbeiter, sich über die inhaltliche Arbeit in dem künftigen Zentrum Gedanken zu machen. Gleichzeitig begannen erste Vorbereitungsarbeiten auf dem Gelände. Im Juni des Jahres nahm das Zentrum seine Arbeit auf. Ab Oktober 1990 wurde die Arbeit dann neu konzipiert und den geltenden bundesdeutschen Rechtsbestimmungen angeglichen, das heißt, aus dem Rehabilitationszentrum wurde eine Werkstatt für Behinderte mit angeschlossenem Wohnheim.

Im Januar 1991 übernahm der Landkreis Erfurt die Trägerschaft der Einrichtung. Bis Mai konnte die Werkstatt zügig ausgebaut und rekonstruiert werden, so dass bald 30 Menschen betreut werden konnten. Es erfolgte die vorläufige Anerkennung der Werkstatt sowie die aktive Mitarbeit in der Landesarbeitsgemeinschaft der Werkstätten für Behinderte Thüringens und die Erarbeitung von neuen Trägerschaftskonzepten. Im Juni 1991 beschloss der Kreistag des Erfurter Landkreises die Übergabe des Rehabilitationszentrums an die Christopheruswerk Erfurt gGmbH, die im Oktober erfolgte.

In den vergangenen Jahren konnte das Angebot der Werkstatt ständig erweitert werden. Mit dem Umzug vom Haarberg in die Paul-Schäfer-Straße stehen den Beschäftigten und Mitarbeitern nun moderne Arbeitsräume zur Verfügung. Voraussichtlich im Mai oder Juni werden die Bewohner des Wohnheimes auf dem Haarberg auch in ein modernes Wohnheim in Erfurt-Hochheim umziehen können.

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 10 des 50. Jahrgangs (im Jahr 2000).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Sonntag, 05.03.2000

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