Trotz Kirchensteuerplus sparen
Bistumshaushalt Erfurt
Erfurt (ep) - Das Bistum Erfurt hat im zurückliegenden Jahr 1999 drei Millionen Mark mehr Kirchensteuern eingenommen als erwartet. Waren die Einnahmen aus den Steuern der Kirchenmitglieder des Bistums von 24 Millionen im Jahr 1995 auf 20 Millionen 1997 zurückgegangen, so hatten sie sich 1998 bei 21 Millionen Mark stabilisiert. Dass im vergangenen Jahr 24 Millionen Mark an Kirchensteuern in die Haushaltskasse des Bistums fließen würden, war nicht erwartet worden.
"Die Mehreinnahmen beruhen vermutlich auf dem stabilen Wirtschaftswachstum in Thüringen, vor allem aber auf dem Zurückgehen von Erstattungsmöglichkeiten für Steuern als Folge partiell zurückgehender staatlicher Förderung, sagt Diözesan-Finanzreferent Michael Maulhardt. Doch der Finanzchef warnt zugleich vor falschen Hoffnungen: "Wir müssen bis 2004 aufgrund des Steuerreformvorhabens der Bundesregierung im Vergleich zu 1998 mit Mindereinnahmen von mindestens 15 Prozent rechnen."
Insofern sei das in den letzten Jahren eingeschlagene Sparprogramm auch weiterhin mehr als notwendig, so Maulhardt. Dementsprechend sind für das Jahr 2000 im Bistumshaushalt 1,8 Millionen Mark weniger für Bauzuschüsse, 300 000 Mark weniger für Verwaltung, 700 000 Mark weniger für die Pfarrseelsorge sowie 200 000 Mark weniger für gesamtkirchliche Aufgaben angesetzt.
Die Mehreinnahmen des Jahres 1999 werden genutzt, um dringend erforderliche und vom Kirchensteuerrat beschlossene Vorsorgerücklagen zu bilden. So werden im Haushaltsjahr 2000 jeweils eine Million Mark Pflichtrückstellungen für Kirchengemeinden und für Kindergärten und 1,2 Millionen Mark für Bildungshäuser auf die hohe Kante gelegt. Weitere zwei Millionen fließen in Rückstellungen für Pensionen der Geistlichen.
Der Bistumshaushalt für das Jahr 2000 ist mit 78,6 Millionen Mark angesetzt. 19,7 Millionen sollen aus Kirchensteuern, 48,1 Millionen vom Verband der deutschen Diözesen, dem Bonifatiuswerk und dem Diasporakommissariat der Bischöfe, 7,6 Millionen aus öffentlichen Kassen sowie 3,2 Millionen aus weiteren Einnahmequellen kommen. Dem stehen Ausgaben von 43,4 Millionen für Seelsorge, 6,6 Millionen für soziale Aufgaben, 10,5 Millionen für Bauzuschüsse, 5,6 Millionen für gesamtkirchliche Aufgaben und oben bereits erwähnte insgesamt 5,2 Millionen Mark für Pflichtrückstellungen gegenüber.
Unter den Ausgaben finden sich zum Beispiel 1,2 Millionen Mark für die beiden Schulen in kirchlicher Trägerschaft, 2,647 Millionen Mark für kirchliche Bildungseinrichtungen und 714 000 Mark für weltkichliche Aufgaben. Die Personalkosten einschließlich der Pensionsverpflichtungen machen mit 28 439 300 Mark den größten Anteil aus, gefolgt vom Ansatz für die Sachkosten in der Seelsorge mit 14 922 400 Mark.
An alle Arbeitnehmer richtet Finanzreferent Maulhardt die Bitte: Wer keine Einkommensteuererklärung abgibt, sollte dennoch seine persönliche Lohnsteuerkarte des jeweils vergangenen Jahres dem zuständigen Finanzamt zuschicken. Denn auf der Basis der Angaben auf der Lohnsteuerkarte ermitteln die Statistischen Landesämter Daten, die für die Verteilung der Kirchensteuern auf die einzelnen Bistümer wichtig sind. Hintergrund: Wer zum Beispiel seinen Wohnsitz im Bistum Erfurt hat und in Thüringen in einer Filiale eines Unternehmens arbeitet, sein Gehalt jedoch über den Firmenhauptsitz etwa in Frankfurt bezieht, dessen Einkommen- und Kirchensteuer wird an das Betriebsstättenfinanzamt Frankfurt abgeführt. Die Kirchensteuer würde danach dem Bistum Limburg zufließen. Aufgrund des Wohnsitzprinzips steht sie aber dem Bistum Erfurt zu, was mit Hilfe eines Clearingverfahrens auf der Basis der aus den Lohnsteuerkarten gewonnenen Daten ausgeglichen wird.
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Sonntag, 05.03.2000