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Bistum Dresden-Meißen

Christen rücken zusammen

Russisch-Othodoxe Kirche Leipzig

Hauptpriester Tumjuk, Pfarrer Führer, Superintendent Vollbach, Probst Vierhock (v.r.n.l)Leipzig (jak) - Ein Zeichen der Solidarität mit ihren orthodoxen Schwestern und Brüdern setzten am vergangenen Montag Leipziger Christen. Erstmals fand das traditionelle Friedensgebet - zu dem seit 20 Jahren immer montags in die Nikolaikirche eingeladen wird - in der Russischen Gedächtniskirche statt, die in den vergangenen Wochen insgesamt dreimal mit rechtsradikalen Symbolen und Parolen geschändet wurde. So unter anderem mit Hakenkreuzen oder Worten wie "Russe verrecke".

Der Superintendent des Kirchenkreises Leipzig-Mitte, Ekkehard Volbach, sagte: "In zahlreichen Schmierereien an Kirchen und Friedhofkapellen zeigt sich ein wilder Hass auf Gott, Christen und Kirche." Mit den Schändungen der Kirche des Heiligen Alekius hätten diese Schmiereien eine neue Dimension angenommen, sie "gehen über bisherige Erfahrungen hi-naus." Dieses Vorkommnis und die dahinter steckende "kriminelle Energie" erfüllen mit Zorn, betonte Vollbach weiter. Es sei richtig, dass die Christen der Stadt ihre Empörung auch zum Ausdruck bringen. Doch dürften sie dabei nicht stehen bleiben, es müsse immer auch die Frage gestellt werden, "Was haben wir Christen versäumt?" Eine Frage, die sich jeder Einzelne auch in seinem Lebensumfeld stellen solle.

Wie die Polizeidirektion Leipzig auf Anfrage unserer Zeitung mitteilte, ist der mutmaßliche Täter am Morgen des 3. März gefasst worden. Es handelt sich um einen 17-jährigen Leipziger der die Taten inzwischen gestanden habe. "Das Motiv", so die Leipziger Polizei, "liegt in seiner rechtsextremen und ausländerfeindlichen Gesinnung."

Im Friedensgebet wurde auch daran erinnert, dass die Kirche 1913 zum Gedächtnis an die in der Völkerschlacht gefallenen rund 22 000 Russen errichtet wurde. Auch ihr Andenken sei mit den Schmierereien in den Schmutz gezogen worden. Die jüngsten Vorkommnisse stehen einer sich als weltoffen begreifenden Stadt wie Leipzig nicht gut zu Gesicht, sagte Superintendent Vollbach. Und mit Blick auf die bestehende Fremdenfeindlichkeit sagte er: "Es ist für unsere Stadt tödlich, wenn sich Ausländer nicht frei in ihr bewegen dürfen." Zugleich beklagte er, wie mangelhaft das historische Wissen heute bei vielen jungen Menschen sei.

Am Friedensgebet nahmen zahlreiche evangelische und katholische Christen der Messestadt teil, offizieller Vertreter der katholischen Kirche war Propst Lothar Vierhock.

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 11 des 50. Jahrgangs (im Jahr 2000).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Sonntag, 12.03.2000

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