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Bistum Erfurt

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Hirtenwort für Erfurt

Unser Herz in der Liebe Gottes tiefer verankern und auf diese Liebe sich einlassen - das ist die Einladung, die in dieser österlichen Bußzeit wieder an uns ergeht. Wie kann das in diesen Wochen Gestalt annehmen?

1. Freiräume sichern, für uns selbst und für Gott: Die Fastenzeit ist eine Chance, einige feste Freiräume, gleichsam "Ruhezonen" in unseren Alltag einzubauen und diese streng zu sichern. Freiräume für mich selbst, für den Ehepartner und die Familie, für Gott. Wie fängt mein Tag an? Wie endet er? Gibt es die Chance, sich einmal ruhig mit den Angehörigen zu unterhalten - oder bin ich pausenlos gehetzt und entsprechend überreizt? Sichere ich mir feste Zeiten im Tages- und Wochenablauf für das Gebet, für das Lesen und Bedenken der Heiligen Schrift, für die geistliche Besinnung? Es darf durchaus auch Ablenkung und Unterhaltung in unserem Alltag geben - aber das Fernsehen beispielsweise darf nicht den Charakter einer "Besatzungsmacht" annehmen! ...

Sollten wir uns selbst nicht einmal in den kommenden Wochen eine individuelle Fastenordnung auferlegen? Es gibt Angebote, Exerzitien mitten im Alltag zu machen, begleitet von einer Gruppe, die mich dabei unterstützt. Überlegt einmal in den Familien, in den Gemeinde- und Verbandsgruppen, wie wir uns gegenseitig helfen können, Freiräume zu sichern, in denen Gottes Geist in unseren Lebensalltag eindringen kann. ...

2. Frust und Leiden positiv einklammern: Es gibt kein menschliches Leben ohne Frust und Leid: Ärger im Beruf, Spannungen mit Vorgesetzten, mit Mitmenschen, Missverständnisse zwischen den Generationen, die bittere Erfahrung, nicht gebraucht zu sein, Undankbarkeit und Lieblosigkeit in unterschiedlichster Gestalt. Und schließlich seelische und körperliche Leiden, bis hin zu Todesängsten.

Das meiste davon können wir nicht ändern, zumindest nicht auf Dauer. Wir müssen mit solchen Erfahrungen leben. Auch Jesus ist das Leid nicht erspart worden, auch nicht den Heiligen. Wir können nur eines tun: ... diese Lasten als Chance zu sehen, sich in der Geduld und in der Hoffnung zu bewähren. Die wahre Liebe darf am anderen nicht irre werden, auch wenn sie ihn und sein Handeln augenblicklich nicht versteht. "Mein Gott, muss das sein?" - Das gehört auch zu meinen häufigsten Stoßgebeten. ... Es ist uns nicht verheißen, dass wir ohne "Wunden" durchs Leben kommen. Wer liebt, gerade der macht sich oft verwundbar. Aber solche "Wunden" werden einmal kostbare Osterzeichen an unserem verklärten Leib sein.

3. Die großen und kleinen "Gehhilfen" Gottes nutzen: Auf einem längerem und beschwerlichen Weg benutzt man gern Hilfen, Wegkarten etwa, festes Schuhwerk oder einen Stock für steiniges Gelände. ... Ob Gott uns einmal nicht fragen wird: Warum hast Du nicht die Mittel genutzt, die ich Dir als Hilfe gegeben habe? ...

Hinweisen möchte ich vor allem auf die Sakramente. In ihnen gibt uns Gott untrügliche Zeichen seiner Nähe und Liebe. Ich empfehle euch das Bußsakrament. ... Wer mit Gott und den Menschen versöhnt ist, der wird neuen Lebensmut fassen. Und ich empfehle euch die Mitfeier der Heiligen Messe. ... Man kann die Messe nur richtig mitfeiern, wenn man sein eigenes Leben auf dem Opferaltar mit Jesus dem Vater zur Verwandlung anbietet. Das ist durchaus anspruchsvoll. Aber dieses Absterben des alten Adam in uns selbst lässt den neuen Menschen wachsen. Allein dieser neue Mensch wird einmal an Gottes ewiger Freude teilhaben.

Wieder empfehle ich allen für die Fastenzeit ein kleines, uns aus der Heiligen Messe vertrautes Gebet als Herzensgebet im Alltag:

"Durch Christus und mit ihm und in ihm ist dir, Gott, allmächtiger Vater, in der Einheit des Heiligen Geistes, alle Herrlichkeit und Ehre jetzt und in Ewigkeit." ...

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 11 des 50. Jahrgangs (im Jahr 2000).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Sonntag, 12.03.2000

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