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Erfurt (ep) - "Nicht wenige Paare leben zusammen, ohne regelmäßig über ihre Beziehung zu sprechen", sagt Christine Herzog (37). "Doch gerade das ist wesentlich für das Gelingen einer Partnerschaft."

Paare miteinander ins Gespräch zu bringen, das ist zentrales Anliegen der Ehevorbeitungsseminare im Erfurter Bildungshaus St. Ursula. Christine Herzog und ihr Mann Gerold (35) bieten diese Seminare gemeinsam mit einem weiteren Paar und einem Seelsorger im Auftrag des Seelsorgeamtes an. "Vor allem geben wir den Paaren Anstöße, über ihre Situation nachzudenken", sagt Christine Herzog. Und dies geschieht oft auf ein wenig spielerische Art und Weise, aber nicht minder lebensnah. Etwa mit der Aufgabe für jeden einzelnen Teilnehmer, für sich eine Heiratsanzeige zu formulieren. Gerold Herzog: "Das hilft darüber nachzudenken: Wer bin ich? Wie stelle ich mich dem anderen dar? Was suche ich im anderen?" Ist die Anzeige fertig, sind die Paare aufgefordert, miteinander darüber zu sprechen - eine Hilfe, sich gegenseitig besser zu verstehen.

Wenn die Paare am Freitagabend anreisen, gibt es eine Kennenlernrunde. "Wir stellen uns gegenseitig vor und fragen nach Erwartungen der Teilnehmer", sagt Gerold Herzog. Wer sich nicht traut, ein Anliegen oder eine Frage anzusprechen, kann sie auf einen Zettel schreiben und anonym in einen Korb legen. Der offizielle Teil wird dann mit einem Abendgebet abgeschlossen.

Zur Sache geht es dann am Samstag, wenn es beispielsweise heißt: "Bauen Sie sich als Paar aus diesen 20 Bausteinen ein Haus für ihre Ehe und überlegen Sie, was ins Fundament des Hauses gehört." Zur Verfügung gestellte Bausteine sind etwa "Einander verzeihen.", "Kinder haben wollen.", "Sexuell anziehend bleiben", "Sich in der Pfarrgemeinde einsetzen."

Drei Aspekte sind dem Begleitteam besonders wichtig, so dass sie fest zum Seminarprogramm gehören: "Partnerschaft ist lernbar", "Umgang mit der Zweisamkeit" und die "Ehe als Sakrament". Ansonsten wird aber durchaus auf Anliegen und Fragen der Paare eingegangen. Den Begriff "Brautleute-Seminar" möchte Frau Herzog nicht mehr so gern verwendet wissen. "Wir bieten Ehevorbereitungsseminare an", sagt die 37-Jährige. "Die Leute heiraten heute erst mit Ende 20 / Anfang 30. Sie leben in der Regel schon einige Jahre ohne Trauschein zusammen und finden irgendwann, dass sie ihr ,wildes Zusammenleben' nun in Ordnung bringen und öffentlich legitimieren sollten. Oder aber ihr Kinderwunsch ist inzwischen so stark, dass sie gern Kinder bekommen möchten und diese in einer ,ordentlichen Ehe' aufwachsen sollen. Oft," so die Mutter von fünf Kindern, "bitten uns die Paare ausdrücklich darum, Fragen der Kindererziehung zu thematisieren."

Für Kurt Herzberg, Referent im Seelsorgeamt und für die Seminare in der Thüringer Diaspora verantwortlich, spiegelt sich darin die heutige Pluralität der Lebensformen wieder. "Es gilt, die Situation anzunehmen wie sie ist und den Paaren Impulse für ein gelingendes christliches Leben zu vermitteln", sagt der Familienvater. "Denn auch für Paare, die schon länger ohne Trauschein zusammenleben, ändert sich mit dem Hochzeitstag noch einmal etwas, weil sie als Eheleute in vertiefter Weise Ja zueinander sagen. Diese existentielle Dimension der Entscheidung zur Ehe gilt es in den Seminaren positiv zu stärken. Weil die Erfahrung zeigt, dass der Verliebtheitsschub um die Hochzeit herum schnell in den Alltagsproblemen zerrieben wird und sich als Liebe bewähren muss, haben gerade auch die Aspekte ,Miteinander in der Partnerschaft' und ,Konfliktbewältigung' in unseren Seminaren einen wichtigen Stellenwert", so Herzberg.

Daneben steht der Umgang mit der Zweisamkeit in der Ehe ganz oben auf dem Seminarprogramm. "Ehepaare müssen eine Intimsphäre in ihrem Zusammenleben haben, in die sie sich nicht hineinreden lassen dürfen. Und die reicht durchaus über das Zusammensein im Bett hinaus", sagt Frau Herzog. Wesentlich zum Miteinander in Zweisamkeit gehören Zärtlichkeit, Sexualität und die Fragen verantworteter Elternschaft. So stellen die Teammitglieder den Teilnehmerpaaren auch die Möglichkeiten der Natürlichen Familienplanung (NFP) vor. Genauso wird aber auch die Frage gestreift, wie Ehe gelingen kann, wenn ein Paar ungewollt kinderlos bleibt.

Einen weiteren Schwerpunkt des Seminars machen Fragen um das christliche Zusammenleben und zur Sakramentalität der Ehe aus. Dies sei auch insofern wichtig, als die wenigsten Paare heute noch "reinrassig katholisch" sind, wie Frau Herzog sagt. "Sich als Ehe und Familie in einer Gemeinde engagieren", "Gott als den Dritten im Bund in die Ehe hereinnehmen", "sich immer wieder verzeihen und neu miteinander beginnen" sind Aspekte, die hier zur Sprache kommen. Zum Seminarabschluss am Sonntag wird gemeinsam Gottesdienst gefeiert. Die Paare haben Gelegenheit, ihn zum Thema "Ehe und Partnerschaft" zu gestalten - auch als Übung für die Vorbereitung der eigenen Trauung.

Als Chance sehen Christine und Gerold Herzog, die selbst 1986 ein Brautleuteseminar "mit guten Begleitern" besuchten, nicht zuletzt die beiden Abende des zweitägigen Seminars mit dem eher inoffiziellen Teil: Hier ist zusätzlich Gelegenheit, miteinander ins Gespräch zu kommen und persönlicher Fragen und Probleme anzusprechen. Dass die Teilnehmergruppen in der Regel eher klein sind, ist dabei durchaus hilfreich.

"Die Erfahrung zeigt", so die Herzogs: "Selbst Paare, die von ihrem Pfarrer geschickt mit etwas Beklemmungen zum Seminar gekommen sind, sind am Ende oft ganz überschwenglich und wünschen sich eine Wiederholungsangebot für Ehepaare. Und wir selbst fahren ebenfalls immer wieder bereichert nach Hause."

Ehevorbereitungsseminare finden vom 7. bis 9. April, vom 19. bis 21. Mai und vom 23. bis

25. Juni in der Heimvolkshochschule St. Ursula, Anger 5 in 99084 Erfurt-Mitte statt. Sie

beginnen jeweils Freitags, 18.30 Uhr, und enden am Sonntag gegen 13.00 Uhr. Die Kosten

betragen pro Paar 140 Mark.

Anmeldung: Seelsorgeamt Erfurt, Regierungsstraße 44a, Tel. (03 61) 6 72 93 10.

Die verschiedenen Angebote von Brautleute- und Ehevorbereitungsseminaren im Eichsfeld

sind zu erfragen im Referat Erwachsenenseelsorge für das Eichsfeld, Lindenallee 21, 37308

Heilbad Heiligenstadt, Tel. (0 36 06) 66 74 09 oder Tel. (0 36 06) 66 70.

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 11 des 50. Jahrgangs (im Jahr 2000).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Sonntag, 12.03.2000

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