Gott zeigt den Weg durch das Dunkel ins Licht
Gedanken zum Weihnachtsfest von Bischof Müller

Bischof Rudolf Müller
Liebe Lesergemeinde!
"Macht hoch die Tür, die Tor macht weit ...", so haben wir oft im Advent gesungen. Nun sind die Pforten der Weihnacht wieder aufgetan, sie laden uns ein: "Kommt und seht ...!" Doch wir zögern. Sind wir auch auf dieses große Wunder vorbereitet: zu sehen, "was in dieser hochheiligen Nacht der Vater im Himmel für Freude uns macht"? Eigentlich müssten wir es sein. Das Geschäftsleben auf den Straßen hat zur Genüge dafür gesorgt. Bereits im Spätherbst machten uns die Auslagen in den Schaufenstern unmissverständlich auf das Weihnachtsfest aufmerksam. Kaum begann der Advent, leuchteten schon die Lichterbögen in den Fenstern, und bald folgten die illuminierten Tannenbäume in den Hausgärten. Der Weihnachtsmarkt erzeugte schließlich mit seinem bunten Treiben Festtagsstimmung auf seine Weise. Die fröhliche, selige Weihnachtszeit hat längst begonnen.
-Doch statt auf das Christfest eingestimmt zu sein, merken wir, wir sind es nicht! Da ist so viel anderes in der Welt und vielleicht auch im eigenen Leben passiert, was unser Inneres in Beschlag nimmt. Sind es die politischen Ereignisse des Terrors und der Gewalt, ist es die Sorge um den Frieden im Heiligen Land? Vielleicht bedrückt uns auch persönlicher Kummer: der Verlust der Arbeitsstelle, eine tückische Krankheit, ein Unfall in der Familie? Seien wir ehrlich: Wir fühlen uns noch ganz im Advent, als Menschen, die noch unterwegs sind zum Ziel, freilich in der Hoffnung, es einmal glücklich zu erreichen. Wir sind auf dem Weg durch das Elend zur Heimat, aus der Verlassenheit in die bergende Nähe. Da braucht es Geduld und Zuversicht. Schauen wir auf das Kind in der Krippe. Sein Name ist "Gott mit uns". Es ist mit uns in unserer Zeit, mit uns in unserer Dunkelheit. Gott dispensiert uns nicht vom Schweren des Lebens, er begleitet uns hindurch durch das Schwere. Er zeigt uns einen Weg durch das Dunkel ins Licht. Er ist das Licht der Weihnacht, das den Augen des Glaubens schon jetzt leuchtet. Da-rum "Kommt und seht", "was Gott denen bereitet, die ihn lieben".
Freude und Segen zum Christfest wünscht Ihnen und Ihren Angehörigen
Ihr Bischof Rudolf Müller
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Donnerstag, 20.12.2001