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Jesus nimmt das Kreuz auf

Kreuzweg II

Jesus trägt das KreuzDie zweite Station den Eisenhüttenstädter Kreuzwegs zeigt Jesus Christus, der sein Kreuz anpackt. Es sieht fast so aus, als ob er den Kreuzbalken umarmt. Der eine Fuß stemmt sich auf den Boden, der andere Fuß ist erhoben. Wenn Jesus das Kreuz annimmt, muss er auch den Kreuzweg gehen. Das Holz muss bis zum bitteren Ende getragen werden. Es wäre für die Menschheit nicht zum Heile geworden, hätte der Herr zuerst zugepackt und dann wieder losgelassen.

Wir tun das gerne. Wir sind unkonsequent. Wir packen die Aufgaben des Glaubens und die Mühen der Liebe an. Dann wird es uns unbequem, und wir werfen alles hin. Wer sein Kreuz wegwirft, wirft auch seine Erlösung weg. Der Schnitzer des Kreuzwegs hat dieser Station den Text beigegeben: "Nicht nur Pilatus, auch die Massen haben Jesus verurteilt. Er nimmt das Urteil an - er nimmt das Kreuz an. Tagtäglich werden Unschuldige verurteilt, abgewiesen, zu Krüppeln geschlagen, verraten. Die Verzweiflung Unschuldiger lässt viele Menschen unberührt." Das Kreuz ist nicht ein harmloser Schmuck zur Verschönerung des Kirchenraumes. Es zwängt hier Jesus förmlich ein. Die Station von der Aufnahme der Kreuzes sieht fast so aus, als sei Jesus in eine Falle gegangen. Der starke senkrechte Kreuzesbalken versperrt Jesus den Weg nach links. Er schneidet dem Herrn den Rückweg ab. Ein Zurück gibt es nicht. Der waagerechte Kreuzesbalken wirkt so, als ob auch der Weg nach oben verschlossen, abgeriegelt und abgedeckelt wäre. Nur eine Richtung bleibt vom Holz des Kreuzes unverstellt. Es ist der Weg nach vorn.

Um der Verzweiflung der Geschlagenen und der Verratenen willen muss dieser Weg nach vorne gegangen werden. Es sieht so aus, als ob der Weg des Herrn mit dem Kreuz auf den Schultern in den Tod und in die Vernichtung führt, als ob es ein vergeblicher Weg sei. Doch am Ende dieses Kreuzweges steht das Leben. Hinter dem Tod ist Auferstehung. Im Kreuz ist Heil. Im scheinbaren Untergang schenkt Jesus Christus der ganzen Welt Erlösung. Auf der Eisenhüttenstädter Kreuzwegstation von der Aufnahme des Kreuzes drohen Fäuste mit Knüppeln von links und schlagen zu. Auch diese Schläger sind unter dem Balken des Kreuzes. Jesus hat das Kreuz für alle auf sich genommen. Christus ist seinen Tod für alle gestorben. Also sind auch diese Schläger nicht verloren, wenn sie nur wollen. Am Arm des einen Schlägers ist eine Armbanduhr zu sehen. Welche Zeit zeigt sie? Ist es Unheilszeit oder Heilszeit? Wenn Jesus das Kreuz auf sich nimmt, ist die Stunde der todesbesiegenden Liebe. Alle Zeit vollendet sich in Gott, wenn das Zeichen des Kreuzes von uns Menschen angenommen, aufgenommen und getragen wird. Alle Uhren der Welt werden in einer letzten Sekunde des Grauens stehenbleiben, wenn wir das Kreuz wegwerfen.

Klaus Weyers

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 12 des 50. Jahrgangs (im Jahr 2000).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Sonntag, 19.03.2000

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