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Bistum Dresden-Meißen

Neue Synagoge für jüdische Gemeinde

Grundsteinlegung in Chemnitz

Chemnitz (mu/epd/tdh) - Wie auch wenige Stunden danach im "Sachsenspiegel" des MDR zu sehen war, drängten sich am Donnerstagnachmittag des 16. März einige hundert Menschen mit erwartungsvoller Aufmerksamkeit auf der Baustelle der künftigen Synagoge in Chemnitz an der Stollberger Straße. Der Anlass war die feierliche Grundsteinlegung, zu der die jüdische Gemeinde eingeladen hatte.

Es war beeindruckend, wie der Oberbürgermeister der Stadt - Dr. Peter Seifert - den Zuhörern nahe brachte, was es für eine Chance sei, jetzt der leidgeprüften Gemeinde zu den entsprechenden Räumen zu verhelfen, die nötig sind, um sich als Gemeinde nicht nur geduldet zu wissen, sondern auch wirklich leben zu können.

Der Vorsitzende der Gemeinde, Siegfried Rotstein, berichtete von ihr, wie sie vor der Zeit der Gewaltherrschaft der Nationalsozialisten etwa 3500 Mitglieder zählte und über eine große Synagoge am Stephansplatz - "eine Zierde der Stadt" - verfügte. Von den damaligen Mitgliedern haben die Nazi-Zeit jedoch nur wenige überlebt. Einige von ihnen, die heute in Frankreich, Großbritannien und Israel leben, nahmen an der Grundsteinlegung teil.

Heute ist die Chemnitzer Gemeinde, wie auch ihre beiden sächsischen Nachbargemeinden in Leipzig und Dresden, durch Zuzug aus der ehemaligen Sowjetunion gewaltig verjüngt worden und inzwischen auf rund 300 Mitglieder angewachsen. Insgesamt gebe es bereits wieder über 1000 Gemeindemitglieder in Sachsen.

Im Anschluß sang der Synagogalchor von Chemnitz kräftig und ausdrucksstark jüdische Gesänge, der Rabbiner der sächsischen Gemeinden Salomon Almekias Siegl rezitierte auf Hebräisch und Deutsch den 30. Psalm,ein Lied Davids zur Tempelweihe, und deutete den Psalm für den heutigen Tag. Der Architekt der Synagoge, Prof. Alfred Jakoby aus Frankfurt am Main, weckte Verständnis für den Entwurf des Synagogenbaus. Es mute ihm wie ein Geheimnis an, dem unfassbaren Gott ein Haus bauen zu dürfen. Siegfried Rotstein las eine Widmung für die neue Synagoge vor, die er in einer Kapsel im Grundstein versenkte, bevor der Maurer den Stein mit seiner Kelle schloss. So ist er der Grundstein des Gotteshauses geworden.

Die Weihe der neuen Synagoge ist für Dezember 2001 vorgesehen. Die Kosten werden mit 9,3 Millionen Mark veranschlagt. Davon kämen 5,3 Millionen aus städtischen Mitteln sowie weiter drei Millionen Mark vom Freistaat Sachsen. Rund eine Million Mark seien für die künstlerische Gestaltung geplant, diese Summe will der Förderverein aufbringen.

Seit 1996 ist der Neubau einer Synagoge für Dresden in Vorbereitung. Warum jetzt eine zweite Synagoge in Sachsen? Wir Christen haben im Gebiet dieses Freistaates weit über 1000 Kirchen mit den dazugehörigen Pfarrzentren. Wir sorgen uns mit Recht darum, dass sie ihren Gemeinden erhalten bleiben; denn ohne Dach über dem Kopf gibt es auf Dauer kein Gemeindeleben.

Vor allem getaufte Christen haben vor 62 Jahren unseren jüdischen Landsleuten ihre Gotteshäuser mutwillig niedergebrannt. Jetzt gibt uns Gott die Chance, unseren jüdischen Nachbarn zu zeigen, wie wir uns freuen, dass sie - unsere älteren Brüder im Bund mit Gott - wieder einen Versammlungsraum für ihre Zusammenkünfte bekommen sollen. Wir können dies durch eine Spende sichtbar zum Audruck bringen.

Pfr. Michael Ulrich

Kontaktadresse: Förderverein Bau der Synagoge Chemnitz, Jägerstraße 1 in 09111 Chemnitz. Sein Spendenkonto hat die Nummer 7 440 880 bei der Hypovereinsbank Chemnitz, BLZ 870 200 86

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 13 des 50. Jahrgangs (im Jahr 2000).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Sonntag, 26.03.2000

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