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Bistum Görlitz

Gemeinde lebt von jedem einzelnen

Pfarrgemeinderatswahlen in Görlitz

Annegret SchulzGörlitz (jus/dw) - Am heutigen Sonntag werden im Bistum Görlitz neue Pfarrgemeinderäte gewählt. Was können Pfarrgemeinderäte in ihren Gemeinden bewirken? Unter welchen Voraussetzungen verspricht die Mitarbeit Erfolg und was motiviert die Einzelnen? Bei diesen und anderen Fragen standen drei erfahrene Ratsmitglieder dem Tag des Herrn Rede und Antwort:

Ein gutes Miteinander in geistlicher Hinsicht, die Besinnung auf das, was Christus und die Apostel gewollt haben, und einen dialogfähigen Pfarrer nennt Christine Schirmer aus Cottbus als wichtige Voraussetzungen für einen funktionsfähigen Pfarrgemeinderat. Sie hat schon zweimal kandidiert, weil sie überzeugt ist, dass Gemeinde vom Engagement jedes Einzelnen lebt.

Wolfgang Krauß hat schon als Jugendlicher gemerkt, dass er in der Gemeinde etwas bewegen kann, wenn er sich mit seinen Fähigkeiten einbringt. Er fühlt sich in der Pfarrgemeinde zu Hause. Es war für ihn eine natürliche Folge seiner früheren Gemeinde-Erfahrungen, sich auch im Pfarrgemeinderat einzubringen. Sein Erfolgsrezept für eine gute Arbeit: Jedem Mitglied sollten die Aufgaben bewusst sein, die im Pfarrgemeinderat zu erledigen sind. Darüber hinaus legt er Wert auf eine effiziente Arbeitsstruktur und eine Gesprächskultur, bei der "auch die Chemie stimmt". Ähnlich formuliert es auch Annegret Schulz aus Senftenberg: "Es ist wichtig, Probleme offen anzusprechen und auszudiskutieren." Eine gute Zusammenarbeit, besonders auch mit dem Pfarrer, hält sie ebenfalls für wichtig.

Wolfgang KraußMit ihren Anliegen, aber auch mit den Talenten können sich Ratsmitglieder in das Leitungsgremium einbringen. Christine Schirmer liegt insbesondere die Arbeit mit Kindern und Eltern am Herzen, und dies ist auch ihr spezielles Tätigkeitsfeld im Pfarrgemeinderat. "Schließlich lebt die Gemeinde von den Kindern, die nachkommen, und von engagierten Eltern." Im vergangenen Jahr ist dieses Anliegen sogar Arbeitsschwerpunkt ihrer Gemeinde gewesen. Annegret Schulz bringt insbesondere ihr Organisationstalent ein. Wenn es darum geht, Gemeindefeste oder Kinderveranstaltungen wie zum Beispiel die ökumenische Martinsfeier vorzubereiten und durchzuführen, ist sie zur Stelle. Wolfgang Krauß interessiert sich für alle seelsorglichen Fragen, die das Gemeindeleben betreffen, bis hin zur Gottesdienstgestaltung.

Die Furcht vor endlosen Beratungen ohne greifbares Ergebnis wird häufig von Katholiken ins Feld geführt, die vor einer Kandidatur zurückschrecken. Die drei Befragten haben andere Erfahrungen gemacht. Langatmige, uneffektive Sitzungen kennt Annegret Schulz nur aus ihrer Zeit als Jugendvertreterin. Mittlerweile organisiert der Senftenberger Pfarrgemeinderat die Sitzungen so, dass sie effektiv sind. Es gibt zeitliche Grenzen, die eingehalten werden, und jede Sitzung hat ein bis zwei Schwerpunkte. Die Sprecherin achtet darauf, dass Diskussionen nicht ausufern. Wolfgang Krauß ist selber Sprecher und fühlt sich zuständig, dass die Tagesordnung zügig abgearbeitet wird.

Das Zusammenwirken des Pfarrgemeinderates mit der gesamten Gemeinde beurteilen die Mitglieder differenziert.

"In Neuzelle ist es wie überall", sagt Wolfgang Krauß beispielsweise, "Es gibt einen Kern von Leuten, die vieles machen, und andere, die sagen: ,Macht ihr mal, wir machen dann mit'." Bei einer näheren Untersuchung habe der Pfarrgemeinderat allerdings festgestellt, dass es in der Gemeinde viele Dienste gibt, die gar nicht wahrgenommen werden, und dass der Anteil derer, die sich engagieren, doch größer ist als es auf den ersten Blick scheint. Beim Pfarrer findet der Gemeinderat ein offenes Ohr. Wolfgang Krauß bedauert allerdings, dass "ganz brisante Themen" meistens gar nicht erst angesprochen werden.

In einer kleinen Gemeinde wie Neuzelle klappt der Informationsaustausch sehr gut. In den größeren Gemeinden hängt viel davon ab, dass die Pfarrgemeinderatsvertreter auf die Gemeindemitglieder zugehen. Gerade bei komplizierten Themen fehlt es häufig einfach an Gelegenheiten, vor einer Entscheidung die Meinung der Gemeindemitglieder zu erfragen.

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 13 des 50. Jahrgangs (im Jahr 2000).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Sonntag, 26.03.2000

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