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Bistum Magdeburg

Neue Chancen in fernen Ländern

Raphaelswerk Magdeburg

Magdeburg (dw) - Sie lebten in Konzentrationslagern, wurden Opfer von Vergewaltigungen oder Folter, manche verloren ihre Ehepartner im Krieg: Für bosnische Bürgerkriegsflüchtlinge, für die nach traumatischen Erlebnissen eine Rückkehr in ihr Heimatland unzumutbar wäre, haben die USA vor drei Jahren ein spezielles Aufnahmeprogramm gestartet. Zuvor ließ das Land nur Flüchtlinge einwandern, die Verwandte engsten Grades in Amerika hatten.

Mit Unterstützung des Magdeburger Raphaelswerkes konnten seither 200 Bosnier in die USA weiterwandern. Diese Zahl nannte Monika Schwenke, die die 1994 gegründete Magdeburger Niederlassung des Caritas-Fachverbandes für Aus- und Weiterwanderung leitet. Vor ihrem Büro im Interkulturellen Beratungs- und Begegnungszentrum der Caritas warteten die Bosnier oft in langen Schlangen.

Monika Schwenke ist froh, dass sie niemanden abweisen musste, manchmal hätte sie allerdings eine Verschnaufpause brauchen können. Hinter jedem Auswanderungsantrag steckt ein langwieriger Papierkrieg in englischer Sprache, den sie zeitweilig nur mit einer Halbtagsstelle bewältigte. Eine Kollegin aus Sarajewo, die ihr zur Seite stand, hat mit ihrer Hilfe mittlerweile in Kanada eine neue Heimat gefunden.

Ähnliche Programme wie für Bosnier haben die USA für Flüchtlinge aus Iran und Irak aufgelegt, Monika Schwenke würde sich wünschen, wenn auch für die Kosovo-Albaner etwas ähnliches beginnen würde. Gerade für die Roma aus dem Kosovo sei eine Rückkehr nach Serbien oder Albanien äußerst problematisch.

Wenn Asylbewerber abgelehnt werden, keine weitere Chance auf Widerspruch oder auf Aufnahme in einem dritten Land haben und in ihr Herkunftsland abgeschoben werden sollen, versuchen die Mitarbeiter des Raphaelswerkes, Kontakt mit geeigneten Stellen in diesen Ländern aufzunehmen. Sie setzen sich dafür ein, dass die Rückkehr so human wie möglich gestaltet wird.

Die Unterstützung von abgelehnten Asylbewerbern und anderen Flüchtlingen, die in dritte Länder weiterwandern wollen, ist ein Schwerpunkt in der Arbeit des Raphaelswerkes, das 1871 von der Übersee-Hafenstadt Hamburg aus als katholisches Netzwerk für deutsche Amerika-Auswanderer gegründet worden ist.

Die Beratung von Auswanderungswilligen spielt nach wie vor eine große Rolle in der Arbeit des Verbandes. Als Folge der anhaltenden Arbeitslosigkeit steigt auch in Magdeburg die Zahl derer, die beruflich ihr Glück im Ausland, insbesondere in europäischen Nachbarländern, versuchen wollen und die sich deshalb ans Raphaelswerk wenden. Dort erhalten sie in einem Beratungsgespräch vor allem Informationen über die Aufnahmebedingungen ihres Traumlandes. Ein drittes Standbein des Raphaelswerkes, das im Magdeburger Beratungsalltag allerdings eine eher geringe Rolle spielt, ist die Beratung von binationalen Ehepaaren.

In Kürze wird Monika Schwenke ihr Büro im Raphaelswerk verlassen und in den Sitz des Magdeburger Diözesan-Caritasverbandes umziehen. Dort wird sie Nachfolgerin von Gabriele Mertens, der Abteilungsleiterin für Migrationsdienste. Frau Mertens geht zum 1. Mai als Geschäftsführerin des deutschen Raphaelswerkes nach Hamburg.

Sie möchte sich dort dafür einsetzen, dass die Arbeit des Raphaelswerkes noch bekannter wird und dass die Zusammenarbeit mit den Migrationsdiensten des Caritasverbandes intensiviert wird. Deutschlandweit hat der Verband 27 Niederlassungen, drei davon in den neuen Bundesländern.

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 13 des 50. Jahrgangs (im Jahr 2000).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Sonntag, 26.03.2000

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