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Simon hilft Jesus das Kreuz zu tragen

Kreuzweg III

Simon hat das dunkle Tor hinter sich gelassenDie fünfte Station des Eisenhüttenstädter Kreuzwegs zeigt ein dunkles Tor, aus dem die Gestalt des Simon hervorkommt. Ist es das Werkstor des Stahlkombinats? Der Mensch Simon tritt von irgendwoher in die Szene des Kreuzwegs. Er kommt aus einer unbestimmten Zone der grauen Dämmerung. Das Licht in dieser Kreuzwegstation ist da, wo man es nicht vermutet. Es geht vom kreuztragenden Herrn aus. In dem Simon das dunkle Ende des Kreuzes anpackt, hat er Teil an der Helligkeit, die Jesus Christus und das Kreuz umgibt.

Der Text zu dieser Station lautet: "Simon begegnet der tobenden Menge. Er gesellt sich dazu. Er wird gezwungen, das Kreuz für Jesus zu tragen. Simon ist im Zweifel: Was habe ich mit dem da zu tun? Er ist ein Fremder. Ich kenne ihn nicht. Aber er spürt die Ausstrahlung des Herrn, der unschuldig diesen Weg gehen muss."

Es ist schwer zu begreifen, wie in einer Stadt mit stillgelegten Betrieben und vielen Arbeitslosen Licht aus dem Dunkel kommen soll. Wenn die Werkstore nicht mehr helle Eingänge zu Arbeit und Schaffen sind, sondern nur noch dunkle Löcher der Vergeblichkeit, was soll da strahlen? Aber es ist so: Wo der Mensch den Mut hat, das Kreuz anzupacken und zu tragen, ist das helle Tor schon geöffnet.

Simon hat das dunkle Tor hinter sich gelassen. Der Name Simon heißt auf deutsch: Erhörung. Gott erfüllt nicht alle unsere Wunschträume. Aber er erhört unsere Bitten um Licht und Sinn für unser Leben. Es ist allerdings an dieser fünften Kreuzwegstation zu sehen, dass man das Kreuz anpacken muss. Ich habe es ja nicht alleine zu tragen. Mein Kreuz trägt immer Jesus und ich. Wenn ich das zu ahnen beginne, kann ich den Schritt aus dem dunklen Tor gehen, auch wenn sich scheinbar in meinem Leben nichts ändert.

An der Kreuzwegstation ist zu sehen, dass Simon noch nicht draußen steht. Er ist fast mit dem Dunklen und Verschatteten eins. Es ist auch zu sehen, dass der kreuztragende Simon vom kreuztragenden Jesus aus dem finsteren Tor herausgezogen wird. Damit das gelingen kann, ist das Kreuz die Verbindung zwischen beiden. Lasse ich das Kreuz los, kann der Herr mich nicht aus dem Dunklen ziehen. Auch bei dieser Station zeigt der Kreuzbalken nach oben. Hinten bei Simon ist er noch weit unten. Vorne bei Jesus ragt der Balken über den Bildrand der Station in den Himmel. Da ist die Richtung des Kreuzweges, die Erfüllung des Kreuzweges und das Ziel des Kreuzweges angezeigt. Alles Kreuz wird Himmel. Es wird aber nur dann Himmel, wenn ich wie Simon das Kreuz packe und es mit Jesus Chris-tus trage.

Klaus Weyers

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 13 des 50. Jahrgangs (im Jahr 2000).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Sonntag, 26.03.2000

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