Schaut euch um!
Nacht der offenen Kirchen
Der Ökumenische Rat Berlin-Brandenburg hat die christlichen Kirchen in Berlin und im Land Brandenburg für das Pfingstfest zu einer Nacht der offenen Kirchen vom 11. zum 12. Juni aufgerufen. Der Tag des Herrn sprach darüber mit Stefan Förner vom Erzbistum Berlin:
Frage: Eine Nacht der offenen Kirchen, was steckt dahinter?
Förner: Aus guten Gründen und schlechten Erfahrungen sind in Berlin, wie in vielen anderen Städten, die Kirchen häufig abgeschlossen. Es gibt aber bei vielen Menschen ein Bedürfnis, manchmal sogar eine Sehnsucht, auch einmal außerhalb eines Gottesdienstes in eine Kirche zu gehen. Das haben wir zum Anlass genommen und gesagt: An einem Abend wollen wir, dass möglichst viele Gemeinden die Türen ihrer Kirchen für jedermann öffnen.
Frage: Was wollen Sie damit erreichen?
Förner: Wir wünschen uns positive Effekte in zwei Richtungen: Die Gemeinden, die bei der Aktion mitmachen, können ganz konkret zeigen, wir öffnen uns der Welt. Und die, die nicht zur Kirche gehören, können einmal in einer unverfänglichen, offenen und lockeren Atmosphäre Kirche erleben, ohne gleich einen Gottesdienst mitfeiern oder Vereinnahmung befürchten zu müssen. Und vielleicht können sie damit auch ein Stück Sehnsucht ihres Lebens befriedigen.
Die christlichen Kirchen wollen mit dieser Nacht ein Zeichen setzen: Kommt und schaut euch bei uns um! Natürlich ist mit dieser Einladung ein Wagnis verbunden, denn viele fragen: Was machen wir, wenn keiner kommt? Ich sage dann immer, das ist nicht so schlimm. Entscheidend ist das Zeichen, mit dem wir sagen: Wir sind kein Geheimbund, bei dem alles hinter verschlossenen Türen stattfindet, sondern wir sind offen für jeden, auch wenn er nicht getauft ist.
Frage: Was kann eine Gemeinde tun, wenn sie mitmachen will?
Förner: Wir haben den Gemeinden gesagt, tut, was ihr euch zutraut. Einige werden deshalb "nur" ihre Kirchen öffnen. In anderen Gemeinden wird es in den Kirchen Ansprechpartner geben, die die Kirche erklären. Vielleicht werden die Besucher auch zu einem kleinen Imbiss eingeladen. An manchen Orten ist inzwischen ein richtig großes Programm geplant. Es wird kirchenmusikalische Veranstaltungen geben, besondere Gottesdienste oder Kirchenführungen auch an Orte, die sonst nicht so zugänglich sind, wie die Orgelempore, die Sakristei oder der Kirchturm, von dem man einen herrlichen Blick über die Stadt hat.
Frage: Wie ist die Idee zur Nacht der offenen Kirchen entstanden?
Förner: Im Zusammenhang mit den Überlegungen zur Gestaltung des Heiligen Jahres haben sich die Mitarbeiter im Seelsorgeamt unseres Erzbistums Gedanken gemacht, wieman denn hier vor Ort das Öffnen der Tür, das ja zu diesem Heiligen Jahr gehört, sinnfällig umsetzen kann. Und was liegt da näher, als ganz konkret zu sagen: Wir machen unsere Türen einfach auf! Wie der Papst in Rom die Heilige Pforte für die ganze Welt geöffnet hat, so wollen wir es hier bei uns vor Ort machen. Und dann wollen wir mal sehen, was passiert.
Frage: Und wie ist das bisherige Echo?
Förner: Von katholischen Gemeinden haben wir zur Zeit etwa 40 Rückmeldungen. Die überwiegende Zahl sind Berliner Stadtgemeinden. Aber auch Kirchen im Land Brandenburg werden geöffnet sein. Die Angebote sollen übrigens rechtzeitig vor dem Termin im Internet und in einer Broschüre veröffentlicht werden.
Fragen: Matthias Holluba
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Sonntag, 02.04.2000